Ja und Nein zur FH-Schließung

Uni-Ranking: Niedersachsens Wissenschaftsminister gerät unter Rechtfertigungsdruck. Aktionswoche gegen Uni-Kürzungen beginnt

Stimmen die Kriterien? Ob die FHs auf dem platten Land jetzt gut oder schlecht sind, bleibt ungeklärt.

Hannover taz ■ Politik ist nicht nur knallhart, sie kann sogar zu Persönlichkeitsspaltungen führen. So brachte die Landespressekonferenz jüngst den Sprecher von Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) in die Bredouille. Als Landtagsabgeordneter hatte sich Stratmann nämlich gemeinsam mit seiner CDU-Fraktion dafür ausgesprochen, dass sich das Parlament in dieser Woche angesichts von Rettungsplänen der regionalen Wirtschaft erneut mit der Frage der Schließung der Fachhochschulen in Buxtehude und Nienburg befasst. Als Wissenschaftsminister lehnte es Stratmann am nächsten Tag jedoch strikt ab, den FHs weiter Geld zuzuschießen.

In ähnliche Schwierigkeiten geriet Stratmann bei der Veröffentlichung eines deutschlandweiten Hochschul-Rankings des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) der Bertelsmann-Stiftung, bei dem die „Forschungsaktivitäten“ geistes-und naturwissenschaftlicher Fakultäten von 57 Universitäten untersucht wurden. Hannover, Braunschweig, Oldenburg, Osnabrück und Vechta landeten dabei hinsichtlich eingeworbener Drittmittel sowie der Zahl der Publikationen und Promotionen pro Jahr auf den wenig schmeichelhaften letzten Plätzen.

Ausgerechnet die Fachhochschulen in Buxtehude und Nienburg aber, denen Stratmann im Rahmen seines “Hochschuloptimierungskonzepts“ unbedingt an den Kragen will, schnitten auch noch relativ gut ab. Bei Studiendauer, Betreuung, Lehrangebot und beim Urteil der Studenten landete das Bauingenieurswesen in Nienburg laut Studie in der „Spitzengruppe“. Auch für die Bauingenieure der FH Buxtehude wurde bei Lehrangebot, Studienorganisation und PC-Ausstattung ein „Spitze“ vergeben. Die Architekturbereiche an beiden Fachhochschulen landeten allerdings nur in der mittleren Gruppe. Das gesamte CHE-Forschungsranking ist im Internet unter der Adresse www.dashochschulranking.de einzusehen.

Natürlich erklärte Stratmann, die niedersächsischen Hochschulen seien “in vielen Bereichen besser als das CHE-Ranking vermuten lässt“. Die für das Ranking bewerteten Faktoren seien „nicht annähernd geeignet, ein komplettes Bild über die Leistung einer Hochschule zu geben“. Ob die Hochschulen auf dem platten Land jetzt gut oder schlecht sind, bleibt also ungeklärt. Klar ist aber, dass in dieser Woche die landesweiten Proteste gegen die von Stratmann geplanten Uni-Kürzungen in Höhe von 40,6 Millionen Euro weitergehen.

ksc

An der Uni Hannover startet heute eine Aktionswoche mit Demonstrationen, Workshops und Aktionen. Zum Beispiel wollen vor Wut „brodelnde Chemiker“ eine Vorlesung in der City halten. Am kommenden Samstag findet der europaweite Aktionstag gegen Uni-Kürzungen mit Demonstrationen in Berlin und Frankfurt statt. Weitere Infos: www.bildet-die-rettung.de.