Schwarz & Schill
: Brutus, Beust und Bruch

Das Experiment einer Rechts-Koalition in Hamburg ist gescheitert, daran können auch die Durchhalteparolen und Treueschwüre aus der Schill-Fraktion nichts ändern. Mehr als wackelig ist das Fundament des Dreierbündnisses, täglich kann es zum offenen Bruch kommen. Schon in der kommenden Woche bei den Etatdebatten in der Bürgerschaft wird sich erweisen müssen, was der gestern verkündete Burgfrieden wert ist.

Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT

Selbst wenn Schill und seine Gefolgsleute vorerst bei der Stange bleiben sollten, ist der Erosionsprozess nicht mehr zu übertünchen. Es ist kaum anzunehmen, dass der Rechts-Populist bescheiden in der letzten Reihe der Bürgerschaft hocken bleibt und brav alles abnickt, was Bürgermeister, Senat und Koalitionsdisziplin ihm abverlangen. Eine solche Häutung des Ronald Schill widerspricht allen Erfahrungen, welche diese Stadt in den vergangenen Jahren mit dem Mann machen musste.

Er hat mehrere offene Rechnungen, und er wird sie begleichen wollen. Mit Ole von Beust zuallererst, dem er die Demütigung des Rauswurfs nie verzeihen wird. Und auch mit Mario Mettbach, der in Berlin zum Brutus wurde.

Der Mann, der in die Politik ging, um seine Machtvisionen zu befriedigen, wird sich nicht so einfach geschlagen geben. Ein Schill diktiert die Bedingungen, und wer sein Freund nicht ist, der ist eben sein Feind.

Der Koalition von Schills Gnaden steht ihre größte Bewährungsprobe noch bevor. Und das wird zugleich ihre letzte sein.