WAS MACHT EIGENTLICH ...Ver.di?
: Stumm schalten

Nur mal Folgendes angenommen: Sie arbeiten im KaDeWe, alles ist festlich geschmückt, und Ihr Abteilungsleiter legt für sich, für Sie und Ihre Kunden Verdis „Aida“ auf. Mal weiter angenommen, Ihre Gewerkschaft kriegt das mit und fordert das KaDeWe auf, Ihnen wegen der „schlimmen Musikbeschallung“ 15 Minuten mehr Pause zu geben. Ver.di gegen Verdi, wär’ das nicht gaga?

Ist es nicht, es sei denn der Berliner Bezirksgeschäftsführer Roland Tremper ist gaga. Der nämlich findet die Musikbeschallung an Weihnachten einen „Akt seelischer Grausamkeit“. Die 15 Minuten Zusatzpause, begründet Tremper seine Forderung, würde den MitarbeiterInnen die Gelegenheit geben, sich der Musik entziehen zu können. Wahrscheinlich aber will Tremper nur ablenken. Von Ver.di. Da darf man sich – Sparmaßnahmen! – nicht einmal mehr die Hände mit warmem Wasser waschen. Stellen Sie sich mal vor, Ihr Abteilungsleiter im KaDeWe würde das von Ihnen verlangen. Was für eine seelische Grausamkeit. Da hätte sich der Tremper ja schon fünf Minuten später am Eingangstor angekettet.

Aber wahrscheinlich ist eh alles ganz anders. Vermutlich ist Berlins Ver.di-Bossin Susanne Stumpenhusen gar nicht so raubeinig, wie sie sich immer gibt. Vielleicht hat sie der Ver.di-Zentrale am Potsdamer Platz ja festliche Stimmung verordnet, Weihnachtslieder inklusive. Da bleibt nur eins, Herr Tremper: Fünfzehn Minuten aufs Klo. Zur Not auch ohne Genehmigung. WERA

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