: Tierschutzpreis für Bremer Uni
SPD-Senatorin Karin Röpke will Bremer Tierschutzpreis an die Bremer Uni vergeben. Affen-Experimente sollen weitergehen. Ein Nein, wie es SPD-Chef Jens Böhrnsen fordert, bedrohe das wissenschaftliche Standing der Uni, sagt Konrektor Reinhard Fischer
Bremen taz ■ Manchmal kommt eins zum anderen. Auch wenn es nicht immer passt. „Keinen Zweifel daran gelassen“ habe Gesundheitssenatorin Karin Röpke (SPD), dass die Bremer Universität ein weiteres Jahr Experimente am Hirn von Makaken-Äffchen durchführen darf – auch wenn SPD-Chef Jens Böhrnsen das Gegenteil fordere. Das bekräftigte gestern Röpkes Sprecherin Heidrun Ide. Und „gerade gestern“, sagt Uni-Konrektor Reinhold Fischer, habe er erfahren, dass seine Universität in zwei Wochen mit dem Bremer Tierschutzpreis ausgezeichnet werden solle – von Gesundheitssenatorin Röpke.
Den Preis bekommt die Uni für ihren Beitrag zur Reduzierung von Tierversuchen verliehen. Biophysiker haben künstliche Hornhautmodelle entwickelt, bisher an Kaninchen durchgeführte Experimente können damit ersetzt werden. Weniger Tierversuche, sagt Fischer, „ist natürlich unser Ziel“.
Was im Fall der Affen-Experimente bisweilen offenbar falsch verstanden wurde. Etwa in Bezug auf den Computertomografen, der den Hirnforschern für teures Geld aus dem Staatshaushalt zur Verfügung gestellt wurde. Der Apparat, sagt Fischer, sei zwar „in dem Sinne angeschafft worden“, Tierversuche zu reduzieren. Das könne aber auch heißen, dass dank der damit – auch unter Einsatz von Versuchs-Affen – gewonnenen Erkenntnisse „weltweit weniger Tierversuche“ nötig seien. Die Universität habe das bisher vielleicht nicht deutlich genug dargestellt, räumt Fischer ein. „Irgendwelchen verblümten Erklärungen“, die anschließend Spielraum für Interpretationen ließen, solle es künftig nicht mehr geben.
Das ist an die Adresse von SPD-Chef Jens Böhrnsen gerichtet. „Spätestens in einem Jahr“, das bekräftigte gestern dessen Sprecher Werner Alfke gegenüber der taz, solle es nach Böhrnsens Vorstellung keine Verlängerung für die Affen-Experimente mehr geben. Seit Tierschutz im Grundgesetz stehe, habe sich die rechtliche Situation geändert, zudem drohten die Versuche zu einer Dauereinrichtung zu werden – entgegen dem, was man den Parlamentariern bislang stets erzählt habe.
Bereits vor Wochen ist Böhrnsen wegen eines sofortigen Stopps der Versuche bei Röpke vorstellig geworden – offenbar ohne Erfolg. Am Montag jetzt will er seine Forderung in der Fraktion zur Diskussion stellen, dann soll ein Bürgerschaftsantrag folgen. Alfke beteuert: „Das wird keine Luftnummer.“
An der Uni reagiert man auf den jetzt öffentlich gemachten Vorstoß alarmiert. Internationale Gutachtergremien der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Helmholtz-Gesellschaft und des Bundesforschungsministeriums hätten gerade die Affen-Experimente von Professor Andreas Kreiter für „sehr gut“ befunden, unterstreicht Fischer. Das Ergebnis monatelanger Prüfungen dürfe jetzt nicht „auf einfache Art in Frage gestellt werden“, vielmehr müsse man „wissenschaftlich sensibel“ vorgehen. Noch vor Weihnachten wolle er mit Böhrnsen reden, kündigt Fischer an: „Wir hätten wirklich unsere Chancen und unsere gute Stellung verspielt, wenn wir jetzt sagen würden, wir halten das für ethisch verwerflich und schließen den Bereich.“ Armin Simon