: berliner szenen Clownfische im Zoo
Nemo gefunden!
Nemo zu finden ist nicht schwer im Berliner Aquarium. Gleich vorne an der Kasse hängt ein Schild: „Unsere Clownfische sind in den Becken 62 + 68 sowie im Groß-Aquarium mit der Nr. 53 zu bewundern.“ 62 und 68 erweisen sich als kleine Aufzuchtbecken, eins mit, eins ohne Anemone. Hier kann man lernen, dass der Clownfisch Amphiprion ocellaris heißt und nicht verwechselt werden sollte mit dem Amphiprion frenatus; der schwimmt im Becken nebenan, hat aber nur einen weißen Streifen.
Das Groß-Aquarium Nr. 53 ist dann tatsächlich eine Schau: Viele, viele bunte, lustige Fische schwimmen in einer Korallenriff-Landschaft im kristallklaren Wasser, das, indirekt beleuchtet, zu strahlen scheint. So viel Schönheit! Aber natürlich ist es genau so, wie man es sich vorher gedacht hatte: Alle haben nur Augen für die drei kleinen Clownfische, die sich auf der einen Seite des sechs Meter breiten Aquariums immer in der Nähe ihrer Anemome aufhalten. Man kann in diesen Tagen eineinhalbjährige Steppkes auf das Becken zuwanken sehen, die das Wort Papa noch nicht richtig aussprechen können, aber schon das Wort Nemo. Innerhalb des Beobachtungszeitraums für diesen Text von einer halben Stunde gab es nur einen Menschen, der nicht irgendwann mit dem Finger auf die orange-weiß gestreiften Fischchen zeigte. Das war ein Wärter, der achtlos eine Hand voll Futter ins Aquarium schüttete. Ansonsten: Nemo hier, Nemo da. Man hat an diesem Ort derzeit wahrlich keinen Grund, an der Macht des Kinos zu zweifeln.
Beim Rausgehen schrie dann allerdings ein Kind auch beim Becken 77 hell auf. Es hatte einen Halfterfisch gesehen. Auch bekannt als „Kahn“ – na klar, aus dem Film „Findet Nemo“.
DIRK KNIPPHALS