: „Das ständige Herbeireden“
Krisennavigator lädt zum Skandalgipfel
■ ist Leiter des Instituts für Krisenforschung und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für KrisenmanagementFOTO: PRIVAT
taz: Herr Roselieb, ist die derzeitige Wirtschaftskrise ein Skandal?
Frank Roselieb: Ja, wobei man drei verschiedene Arten von Krisen unterscheidet. Operative Krisen wie Lebensmittelverunreinigungen oder Flugzeugabstürze, bilanzielle Krisen wie Insolvenzen und kommunikative Krisen, verursacht durch unethisches Verhalten, welches an die Öffentlichkeit dringt.
Was ist momentan der größte Skandal?
Die Krise der Krise: Das ständige Herbeireden der Krise. Viele Politiker und Ökonomen betreiben eine so genannte „self fulfilling prophecy“ und erschaffen das Problem selbst.
Ist der Krisenmanager ein Beruf mit Zukunft?
Nach der Prostitution ist das Krisenmanagement vermutlich das zweitälteste Berufsbild der Welt. Nur hat es einen Sinneswandel gegeben – der Krisenmanager muss seine Arbeit vor den Medien rechtfertigen.
Was ist beim Umgang mit Skandalen zu beachten?
Das frühe Wahrnehmen eines Skandals ist sehr wichtig. Daraufhin muss eine schnelle Reaktion erfolgen, die aber auch nachhaltig sein muss.
Wo ist skandalöses Verhalten besonders verbreitet?
Bei Dienstleistern, da hier die Strukturen am undurchsichtigsten sind. Es gibt allerdings keine Hitliste der zehn skandalträchtigsten Unternehmen.
Was will der Skandalgipfel erreichen?
Ein Bewusstsein für den veränderten Charakter der Krisen zu schaffen, die wir heutzutage durchleiden. INTERVIEW: JTT