: Dinslaken erschreckt Kammerjäger
Die Stadt Dinslaken will den privaten Schädlingsbekämpfern Konkurrenz machen. Denn die eigenen Kanalsäuberer sind nicht ausgelastet und sollen nun auch bei Privatleuten töten dürfen. Der Verband der Schädlingsbekämpfer wehrt sich
VON ELMAR KOK
Die Stadt Dinslaken hat den deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband gegen sich aufgebracht. Denn sie will mit der städtischen Tochter DIN-Service den privaten Rattenbekämpfern Konkurrenz machen. „Wir müssen mit dem DIN-Service am Markt operieren und auch Gewinn erzielen“, kündigt Horst Dickhäuser, Sprecher der Stadt Dinslaken an. Daher sollen nun auch städtische Schädlingsbekämpfer auf Privatgrundstücken und in privaten Gebäuden Jagd auf Ratten machen können. Der DIN-Service ist städtischer Eigenbetrieb und für den Betrieb der Dinslakener Kanäle verantwortlich. Durch diesen Job hätten die Mitarbeiter der Stadt schon länger Erfahrung mit der Rattenjagd. „Die haben im Rahmen ihrer Ausbildung gelernt, den Nagern hinterher zu spüren“, sagt Dickhäuser.
Die kommunale Konkurrenz im Schädlingsbekämpfungsgeschäft ärgert den Bundesvorsitzenden der deutschen Schädlingsbekämpfer, Rainer Gsell. Seit August dieses Jahres gebe es endlich den Schädlingsbekämpfer als Vollberuf und nun fingen Kommunen an, den kleinen Markt zu zerstören, sagt Gsell. Seit dem Sommer gehen die ersten Schädlingsbekämpfer in die Lehre. Zuvor wurden die Kleintierjäger innerhalb von Umschulungen auf die Jagd vorbereitet. Nach Gsells Angaben gibt es bundesweit rund 1.000 Betriebe, in denen seit August gerade einmal 20 Auszubildende den Beruf erlernten.
„Meist haben die Betriebe nur ein oder zwei Mitarbeiter“, sagt der Bundesvorsitzende, „dementsprechend ist es schon schwierig, einen Ausbildungsplatz zum Schädlingsbekämpfer zu schaffen“. Dass nun, nachdem sich der Verband im Wirtschaftsministerium mit seinem Wunsch nach einem Ausbildungsberuf durchgesetzt habe, ausgerechnet die Kommunen den Privaten Konkurrenz machten, sei kontraproduktiv. „Denn die Rattenbekämpfung entwickelt sich zunehmend auch zum Wirtschaftsfaktor“, sagt Gsell.
Außerdem sei es wichtig, dass richtig ausgebildete Mitarbeiter den Job machten, „denn zum Töten von Wirbeltieren benötigen sie einen Sachkundenachweis nach Tierschutzgesetz“, sagt Gsell.
Direkt betroffen von der kommunalen Konkurrenz ist in Dinslaken der Schädlingsbekämpfer Stefan Röttinger der SRS-Schädlingsbekämpfung. Nach eigenen Angaben hat er in Dinslaken „ein bis zwei Einsätze in der Woche“ wegen Ratten. Gegen Konkurrenz mit geeigneter Qualifikation hat Röttinger erst einmal nichts einzuwenden, nur „wenn die uns Konkurrenz machen, ist darauf zu achten, dass dort IHK-geprüfte Schädlingsbekämpfer arbeiten“, fordert er.
Allerdings sieht auch Röttinger es problematisch, wenn die Kommunen Privathaushalten die Schädlingsbekämpfung anbieten. „Wenn ich mir die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland ansehe, ist es natürlich schlecht, wenn kommunale Firmen in den privatwirtschaftlichen Bereich drängen“, sagt er. Zudem bezweifelt Röttinger die Qualität der kommunalen Rattenfänger. Wenn die eine falsche Auslage machten, die dann von einem Hund gefressen werde, stelle sich zu spät die Frage, ob der städtische Bedienstete den erforderlichen Sachkundenachweis für das Auslegen des Köders gehabt habe, sagt Röttinger.
Gsell fordert bei den Rattenbekämpfern, die für die städtischen Kanalisationen zuständig sind, generell mehr Kompetenz. Denn die machten nur kurz den „Kanaldeckel hoch, werfen ein Bonbon rein, das war‘s“. Problematischer sei da schon, was der Dinslakener Stadtsprecher Dickhäuser als „gewerbliches Problem“, für das sich auch der DIN-Service anbiete, bezeichnet. Sobald die Kanalratten aus dem Gulli kämen und in einen Lebensmittelbetrieb oder Privathaus liefen, habe der Gewerbetreibende oder der Hausbesitzer das Rattenproblem und sitze damit auf den Kosten für die Rattenbekämpfung, sagt Gsell. „Und das kann es ja wohl nicht sein!“