: Essen oder nicht essen
Sozialbehörde setzt moderate Kita-Gebühren für 5-Stunden-Plätze mit Mittagsessen fest. Gebührenerhöhung für alle Kita-Essen im Herbst 2005
Von Kaija Kutter
Ab dem 1. Januar 2005, so wurde im April im Kita-Kompromiss feierlich zwischen CDU und SPD abgemacht, haben alle Hamburger Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren einen Rechtsanspruch auf eine täglich fünfstündige Betreuung plus warmer Mahlzeit. Die Sozialbehörde gab gestern die Preise dafür bekannt. Die gute Nachricht: Die befürchtete Abschreckung durch hohe Gebühren wird es zunächst nicht geben. Die schlechte: Dafür stehen ab Herbst höhere Beiträge für alle Kita-Essen ins Haus.
Zunächst soll ein Fünf-Stunden-Platz inklusive Mittagessen je nach Einkommen der Eltern zwischen 30 und 249 Euro pro Monat kosten. Der Mindestsatz gilt für eine Familie mit weniger als 1.023 Euro Monatseinkommen, der Höchstsatz bei einer zweiköpfigen Familie ab 2.761 Euro. Die fünf Stunden ohne Mittagessen gibt es für eine Gebühr zwischen 27 und 192 Euro. Zum Vergleich: Die bisherige vierstündige Betreuung kostet zwischen 26 und 153 Euro. Die zusätzliche Stunde scheint also durchaus erschwinglich.
Doch der Senat kündigte gestern im gleichen Atemzug eine „umfassende Beitragsreform“ für Herbst 2005 an. Dann würde die Beteiligung der Eltern an den „Kosten“ für das Mittagessen erfolgen, heißt es in der Pressemitteilung, was etwas verwundert, da dies ja bei Höchstsatzzahlern bereits mit 57 Euro zu Buche schlägt. „Das Mittagessen ist berücksichtigt, aber nicht in angemessener Form“, klärt Sozialbehördensprecherin Anika Wichert auf. Die Betriebskosten für eine Kindermahlzeit betrügen 70 bis 80 Euro. Dies solle im kommenden Herbst nun berücksichtigt werden, und zwar bei „allen Angebotsformen mit Mittagessen“.
In der Konsequenz heißt dies, dass alle Krippen-, Elementar- und Hortplätze teurer werden. Die GAL-Abgeordnete Christiane Blömeke fürchtet gar, dass hier eine Steuerung über Elternbeiträge passiert, wenn „außer den günstigen Halbtagsplätzen alle anderen teurer werden“.
Für Matthias Taube vom Verein „FamilienPower“ wäre eine solche Anhebung inakzeptabel. „Die Hamburger Eltern zahlen heute schon die höchsten Beiträge der Republik“, erklärt der langjährige Elternvertreter: „Da wird den Eltern nichts geschenkt.“
Taube kritisiert zudem, dass es jetzt überhaupt Fünf-Stunden-Plätze ohne Mittagessen geben soll. „Das ist für die Kinder, die nur zugucken, sehr schlecht.“ Das könne „in der täglichen Praxis sehr unangenehm werden“, fürchtet auch Michael Edele von der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW). Die Kita-Gruppen bräuchten unbedingt eine zweite Kraft, die sich um die nicht-essenden Kinder kümmert. Doch nach den vom Senat diktierten Etatkürzungen ist dies kaum möglich. Nach Berechnungen des Wohlfahrtsverbands „soal“ haben die Kitas für die fünf Stunden exakt so viel Personal, wie es bisher für vier Stunden gab.
Eigentlich müsste die zusätzliche Stunde also umsonst sein.
Die Kita-Elternräte demonstrieren morgen gegen die Kürzungen. Treff: 16.30 Uhr, Moorweide.