KUNSTRUNDGANG
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Die Farbe der Avantgarde. Die Sammlung George Costakis, Mi–Mo 10–20 Uhr, bis 10. 1. 05., Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7

Nichts erscheint in dieser grauen winterlichen Zeit so wichtig wie Licht und Farbe. Und natürlich Humor. Es wundert also nicht wirklich, dass es ausgerechnet russische Künstler sind, die sich immer wieder besonders mit diesen Themen auseinander setzen. Etwa Viktor Pivovarov. Nach seiner großen Einzelausstellung in der Moskauer Tretjakow-Galerie im Frühjahr des Jahres sind nun einige seiner neuesten Ölbilder in der Galerie Sandmann zu sehen. Ein Mann mit einer spitzen roten Nase füttert ein Mäuschen mit einer Zitrone. Ein anderer Mann mit einer roten Pappnase quetscht eine Zitrone aus. Und immer wieder … Zitronen, rote spitze Nasen und Mäuse, sorgfältig vor zurückhaltenden Hintergründen arrangiert. Skurril, traurig und gleichzeitig irgendwie komisch, suggerieren die Bilder immer mehr Inhalt, als eigentlich sichtbar ist. Die von Pivovarov illustrierten Kinderbücher waren übrigens nie Ladenhüter. Mit der anderen Seite seiner künstlerischen Aktivitäten sind aber leider weniger Menschen vertraut.

Ein wahre Farbenschau ist im Martin-Gropius-Bau zu sehen. Mag man die Sammlung George Costakis, die sich hinter der Ausstellung „Licht und Farbe in der Russischen Avantgarde“ verbirgt, auch in seiner Zusammenstellung finden wie man mag, endlich versteht man, warum Rot die Farbe der Revolution ist. Denn fällt einem erst einmal Iwan Kljuns „Rotes Licht, Sphärische Komposition“ von 1923 ins Auge, fühlt man sich hypnotisiert. So stark ist der Eindruck. Über 300 Arbeiten von gegenständlicher Malerei, Grundlagen zu Farbenlehren über Porzellanarbeiten bis Filmen von KünstlerInnen wie Alexander Rodtschenko, Xenia Ender, El Lissitzky, Solomon Nikritin oder Wladimir Tatlin ziehen einen in die Welt der Farben. Und auch die damaligen gesellschaftlichen und politischen Dimensionen werden immer wieder verdeutlicht.

Viktor Pivovarov: Gespräch über eine Zitronenschale, Galerie Sandmann, Di–Fr 14–19, Sa 12–18 Uhr, bis 31. 1. 05, Linienstraße 139