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Archiv-Artikel

Der falsche Tritt ist hier nicht tödlich

Weltweit sind rund 80 bis 100 Millionen Minen versteckt. Im Auswärtigen Amt macht jetzt eine Ausstellung auf den Terror aufmerksam, den sie verbreiten. Der Künstler Peter Zizka hat Abbildungen der heimtückischen Waffen zum Fußboden gemacht

„Wo ist denn hier die Ausstellung?“, fragt eine Frau völlig irritiert. Sie stehen drauf, lautet die Antwort. Die Installation besteht aus 600 begehbaren Platten in der Größe von 80 mal 80 Zentimetern. Sie zeigen fotografische Abbildungen von Minen in geradezu ästhetisch schön anmutenden Anordnungen.

Der Schrecken, den diese heimtückischen Waffen in sich bergen, offenbart sich dem Betrachter erst auf den zweiten Blick. Im richtigen Leben wäre das zu spät, die Mine wäre hochgegangen. Der Konzeptkünstler Peter Zizka hat sich zum Thema Minen eine neue Herangehensweise überlegt. „Jeder hat doch die Bilder der Opfer im Kopf, die muss ich nicht auch noch zeigen. Das interessiert keinen mehr. Meine Bodeninstallation regt zum Nachdenken an.“

Am 30. November wurde das „virtuelle Minenfeld“ im Lichthof des Auswärtigen Amtes eröffnet. Gegen eine Spende von 500 Euro kann man ein Element der Installation kaufen, der Erlös geht an medico international. Die Nichtregierungsorganisation setzt sich für die Räumung von Minenfeldern ein und kümmert sich um die Rehabilitation der Opfer.

Jede veräußerte Platte entschärft so vermintes Gelände in Ländern wie Angola, Afghanistan oder Kambodscha. „Die Herstellung einer Mine kostet 1 Euro, ihre Beseitigung 1.000 Euro“, sagt Thomas Gebaner von medico international. Beteiligen kann man sich an der Aktion im Internet unter www.medico.de. Dort gibt es auch die Möglichkeit, sich zu einer Spendengemeinschaft zusammenzuschließen.

Dies haben die Schüler der Klasse 6a von der Overbergschule in Reken getan und gemeinsam zwei Segmente für mehr Bewegungsfreiheit geräumt. Auch „Tagesthemen“-Moderatorin Anne Will hat bereits eine Platte erworben. „Dort, wo Minen im Boden versteckt sind, erstirbt das Leben, die Mobilität, das Wachstum, die Kommunikation und jede Option zur Entwicklung“, sagt Peter Zizka. Tatsächlich sind weltweit rund 80 bis 100 Millionen Minen in 82 Ländern versteckt. Ihre Beseitigung würde etwa 100 Milliarden Euro kosten. Jährlich werden ca. 15.000 bis 20.000 Menschen durch Antipersonenminen verletzt. 70 bis 80 Prozent sind Zivilisten, davon sind 40 Prozent Kinder unter fünfzehn Jahren. Wegen der oft schlechten Versorgungslage sterben viele an ihren Verletzungen. „Minen sind Soldaten, die niemals schlafen“, erklären afghanische Minenräumer den Kindern, die wegen ihrer Neugier besonders gefährdet sind.

Seit dem Ottawa-Übereinkommen im März 1999 wurden rund 1.100 Quadratkilometer Land nach Minen abgesucht. Die Vereinbarung wird zurzeit in Nairobi bei der „Konvention zum Verbot von Antipersonenminen“ überprüft. „Die Arbeit ist beschwerlich und langwierig, da der Boden Millimeter für Millimeter abgetastet werden muss. Die Minenräumer wissen nie, wo wie viele Minen liegen“, gibt Thomas Gebaner zu bedenken.

ANNA MECHLER

Die Bodeninstallation ist vom 1. bis 12. Dezember im Auswärtigen Amt zu sehen. Geöffnet: Mo.–Fr. 8–20 Uhr, Sa. u. So 11–18 Uhr. Eintritt frei