was macht eigentlich... … Istvan Kantor?
: Eine Marke setzen

Da hat Friedrich Christian Flick aber noch mal Glück gehabt: Bei einem „verhinderten Anschlag in der Flick-Collection“, verbreiteten die Nachrichtenagenturen, habe der kanadische Aktionskünstler Istvan Kantor am Dienstag versucht, „eine Ampulle mit Blut auf die Skulptur ‚Michael Jackson and Bubbles‘ von Paul MacCarthy zu schütten“. Da kamen ihm aber ein paar bullige Kunst-Aufpasser zuvor. Die bogen dem 55-Jährigen die Arme auf den Rücken und beförderten ihn unsanft aus dem Hamburger Bahnhof. „Das Blut“, hieß es, „spritzte auf eine leere Wand.“

Wie soll man das jetzt finden? Natürlich, Sachbeschädigung ist Sachbeschädigung, und das juristische Nachspiel hat sich der Mann selbst eingebrockt. Aber quittieren wir eine solche Meldung nicht auch mit leiser Genugtuung? Tut es uns wirklich Leid um den gönnerhaft einer zahlenden Öffentlichkeit präsentierten Flick’schen Privatbesitz? Oder gar um den, höhö, guten Ruf des Sammlers?

Aber halt: Ganz so einfach ist die Sache auch wieder nicht. Kantors Blutspritze zielte nämlich weder auf die Popskulptur noch auf Flicks blutiges Erbe. Seit 1979 schon zieht der Mann durch die Museen und Galerien dieser Welt, um deren Wände mit einem Kreuz aus Eigenblut zu markieren – und seinen Platz in der Kunstgeschichte dazu. „Banned from most museums around the world“ – dieses Ehrenlabel verleiht er sich selbst auf seiner Homepage.

Ob es legitim ist, Kunst auf Kosten anderer Kunst zu machen, mag das Feuilleton diskutieren. Vielleicht bekommt Mr. Kantor ja in 30 Jahren eine Retrospektive im Hamburger Bahnhof? Wer weiß. Die Reinigungskosten für die Museumswand zahlt Mr. Flick jedenfalls aus der Portokasse. CLP FOTO: REUTERS