: Daimler greift für Chrysler ein letztes Mal in den Geldbeutel
AUTOMARKT Nach monatelangen Verhandlungen einigt sich der Stuttgarter Konzern mit dem neuen Eigentümer Cerberus. Daimler gibt seinen Anteil von 19,9 Prozent ab und leistet Pensionszahlungen
BERLIN rtr | Der Autobauer Daimler ist seine ehemalige US-Tochter Chrysler endgültig los. Nach monatelangen Verhandlungen mit dem neuen Eigentümer Cerberus gibt der Stuttgarter Konzern seine Beteiligung von 19,9 Prozent an dem schwer angeschlagenen US-Hersteller ab. Außerdem verzichte das Unternehmen auf die Rückzahlung gewährter Darlehen, teilte Daimler am Montagabend mit.
Für die Trennung greift der deutsche Autobauer, der seine Restbeteiligung an Chrysler bereits vollständig abgeschrieben hat, ein letztes Mal in den Geldbeutel. Die Stuttgarter werden in den nächsten beiden Jahren jeweils 200 Millionen Dollar an Pensionszahlungen leisten, um die Absicherung von Mitarbeitern der ehemals vereinten Firma zu unterstützen. Insgesamt schlägt die Trennung den Angaben zufolge im zweiten Quartal mit voraussichtlich 700 Millionen Dollar im Gewinn vor Steuern und Zinsen zu Buche. Im Gegenzug ziehen die Beteiligungsgesellschaft Cerberus und Chrysler eine Reihe von Vorwürfen und Forderungen zurück.
Mit der Vereinbarung dürfte eine Hürde für Chryslers Rettung aus dem Weg geräumt sein. Cerberus und Chrysler verhandeln derzeit mit der US-Regierung, den Gewerkschaften und Gläubigern über einen Sanierungsplan. Die Zeit drängt, da Chrysler – wie General Motors – wegen der Absatzkrise der Autobranche weltweit das Geld auszugehen droht. Die US-Regierung hat Chrysler Ende März 30 Tage eingeräumt, um sein Sanierungskonzept zu überarbeiten und eine Allianz mit dem italienische Fiat-Konzern zu schmieden.
Daimler hatte sich Mitte 2007 nach neunjähriger Ehe mit Chrysler von der Aktienmehrheit an dem chronisch Verluste schreibenden US-Autobauer getrennt. 80,1 Prozent des Kapitals gingen damals an Cerberus. Für die Übernahme schoss Cerberus mehrere Milliarden Dollar in die neue Tochter ein, Daimler erhielt nur einen geringen Barausgleich.
Der deutsche Konzern verhandelte bereits seit September mit Cerberus über den Verkauf seiner restlichen Chrysler-Anteile. Die Gespräche kamen jedoch ins Stocken, da Cerberus von der ehemaligen Mutter eine hohe Mitgift forderte. Daimler-Chef Dieter Zetsche bezifferte vergangene Woche die Chancen auf eine Einigung bis Jahresende mit „größer als 50 Prozent“.