: Golf statt Mercedes
Niedersachsen: Proteste gegen Bi-Ba-Busemann wegen Kürzungen bei Vollen Halbtags- und Gesamtschulen
HANNOVER taz/dpa ■ „Es spart der Bi-Ba-Busemann an unserm Haus herum“ stand auf den Plakaten, die gestern 500 Eltern und Kinder mit aus Nordholz gebracht hatten, um während der Haushaltsdebatte im Landtag gegen die Verschlechterung an den Vollen Halbtagsschulen zu demonstrieren. Doch Kultusminister Bernd Busemann (CDU) wollte die 200 Sterne, auf denen die Kleinen ihre Wünsche (Flötenkurse, Segel-AGs) aufgeschrieben hatten, nicht entgegennehmen. Die Proteste seien ihm „völlig unverständlich“, sagte er in der Debatte um den Kultusetat. Der Bestand der Schulform sei „im Kern“ nicht gefährdet.
Trotz der geplanten Einsparungen hätten die Vollen Halbtagsschulen immer noch 17 Prozent mehr Lehrerstunden als vergleichbare andere Grundschulen. Volle Halbtagsschulen sind im Vergleich zu den Verlässlichen Grundschulen besser mit Lehrern versorgt. Bis Mittags betreuen dort (noch) ausgebildete Pädagogen, keine Aushilfskräfte. Rund 240 der insgesamt 1.875 Grundschulen in Niedersachsen sind Volle Halbtagsschulen.
Die Unterrichtsversorgung an den Grundschulen liege derzeit bei 103 Prozent, verteidigte Busemann die Kürzungen. Und: „Wenn viele mit einem Golf gut und sicher vorwärts kommen, sollten andere nicht auf dem Mercedes beharren.“
SPD-Fraktionsvize Wolfgang Jüttner warf dem Minister dennoch „Wahlbetrug“ vor. Busemann habe im Wahlkampf Bestandsschutz zugesichert. Jetzt wolle er zur „Paukschule von vorgestern“ zurück. Jüttner: „Sie haben Ihren Zenit als Kultusminister überschritten.“
Auch in Göttingen waren 2.000 SchülerInnen gegen die Einschnitte auf die Straße gegangen. Bei den Gesamtschulen sei in Zukunft nur noch eine Kernversorgung gewährleistet. Das gefährde deren Bestand, sagte die grüne Schulpolitikerin Ina Korter. Busemann zerstöre „nicht nur die Motivation der engagierten Lehrkräfte, sondern auch bewährte pädagogische Konzepte“. kai schöneberg