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Archiv-Artikel

PILLEN AUS DEM INTERNET HELFEN, DAS GESUNDHEITSSYSTEM ZU KURIEREN Das Ende der Apothekenpreise

Wenn ein Laden „Apothekenpreise“ verlangt, dann heißt das: er ist besonders teuer. Die hohen Preise kommen dadurch zustande, dass die deutschen Apotheken bisher ein recht kommodes Dasein führen. Vom Spardruck im Gesundheitswesen blieben sie bislang weitgehend verschont: weil die Kassen bezahlen, was die Ärzte verschreiben, und die Patienten allenfalls über die Rezeptgebühr einen Festbetrag zuschießen müssen – und also auch keinen Anreiz zum Kauf möglichst billiger Präparate haben. Je teurer ein Medikament, umso besser für den Apotheker. Denn für jedes verkaufte Medikament kassiert er etwa ein Viertel des Preises als Zuschlag.

Wenn ab nächstem Jahr Medikamente via Internet bestellt und gehandelt werden können, wird für die deutschen Apotheker das Klima zwar rauer. Doch dem teueren Gesundheitssystem kann das nur gut tun. Die Kosten für Medikamente können dadurch um bis zu eine Milliarde Euro pro Jahr sinken. Dieses Geld entgeht den Apothekern – und wird den Kassen zugeschrieben. Und das ist nur sozial: Es darf nicht immer nur bei den Patienten gespart werden, indem man Leistungen kürzt und Zuzahlungen erhöht. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Beitragszahler den Apotheken und der Pharmaindustrie hohe Erträge garantieren sollen, während sie selbst gleichzeitig mehr bezahlen müssen. Und es ist absurd, Tariflöhne zu opfern, um die Arbeitskosten zu senken, anstatt die Pfründen des Gesundheitskartells einmal ernsthaft anzutasten und damit die Lohnnebenkosten zu drücken.

Im Übrigen zeigt sich, dass bereits die Androhung von Wettbewerb eine positive Nebenwirkung hat: Ab nächstem Jahr werden die Preise für teure Medikamente wahrscheinlich erheblich sinken. Auf Drängen der Apotheker nämlich werden statt hoher prozentualer Aufschläge auf die Medikamente nur noch sehr viel geringere Festzuschläge erhoben. Das raubt dem Versandhandel seinen Preisvorsprung. „Apothekenpreise“ – in Konkurrenz zum Internet sind sie nicht aufrechtzuerhalten. KATHARINA KOUFEN