: Abdelghani Mzoudi ist ein freier Mann
Wende im Hamburger Prozess: Angeklagter soll von der Anschlagsplanung zum 11. September nichts gewusst haben
HAMBURG dpa/rtr ■ Der in Hamburg wegen Beteiligung an den Terroranschlägen des 11. September 2001 angeklagte Marokkaner Abdelghani Mzoudi ist überraschend aus der Haft entlassen worden. Zur Begründung hieß es, es bestehe die „ernsthafte Möglichkeit, dass der Angeklagte trotz seiner Einbindung in die Hamburger Gruppe und trotz seines Afghanistan-Aufenthalts bewusst von der Anschlagsplanung ausgeschlossen gewesen sei und seine unterstützenden Handlungen nicht bewusst erbracht hat“.
Zuvor war im Prozess eine vom Bundeskriminalamt übermittelte Zeugenaussage verlesen worden, die möglicherweise vom mutmaßlichen Attentatsdrahtzieher Ramsi Binalshibh stammt. Danach war Mzoudi nicht in die Planungen der Anschläge einbezogen. Laut Aussage hatten ausschließlich Binalshibh und die Todespiloten Mohammed Atta, Marwan al-Shehhi und Ziad Jarrah als Mitglieder der Hamburger Terrorzelle die Anschläge organisiert.
Bundesanwalt Walter Hemberger meinte hingegen, das neue Dokument könne auch als „Schutzbehauptung“ lediglich dazu dienen, nicht bei den Anschlägen ums Leben gekommene Personen von einem Tatverdacht freizuhalten. Ramsi Binalshibh befindet sich in Gewahrsam der US-Behörden. Die USA hatten sich bisher geweigert, dessen Verhörprotokolle dem Hamburger Gericht zur Verfügung zu stellen. Die Bundesanwaltschaft kündigte Beschwerde gegen die Freilassung an. Nach der Entscheidung erklärten die Anwälte des wegen Beteiligung an den Anschlägen verurteilten Mounir al-Motassadeq, sie wollten die Freilassung ihres Mandanten beantragen. Motassadeq war im Februar wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 3.000 Fällen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu 15 Jahren Haft verurteilt worden.
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