: Von der Komik des Herrn Ringelnatz
LESUNG Harry Rowohlt und Christian Maintz lesen Ringelnatz und erklären, was daran komisch ist
Mit einer Bitte an Christian Maintz, der mit Harry Rowohlt derzeit auf Reisen ist, um komische Dichtung zu lesen und zu erklären, sei hier ein Gedicht von Ringelnatz gedruckt, das wohl zeitlos, auf den ersten Blick aber gar nicht komisch zu sein scheint. Die Bitte: Lieber Christian Maintz, können Sie als Literaturwissenschaftler uns mitteilen, ob das doch lustig ist? Das Gedicht heißt „Stimme auf einer steilen Treppe“ und geht so:
Drei Söhne hab’ ich bei die Ulanen verloren, / Mein Mann fiel aus dem dritten Stock. / Aber – es wird lustig weitergeboren! / Ich habe nur noch den einen, den Umstandsrock.
Macht es mir nach: Werdet schwanger, ihr Weiber! / Alle Weiber müssen schwanger sein. / Dann springen die Männer vor eure geschwollenen Leiber / Links und rechts beiseite und sind ganz klein.
Aller Anfang ist schwer. / Pfeift auf die Fehlgeburten und Mißgeburten. – / Wenn nicht immer mal wieder zwei Menschen hurten, / Blieben zuletzt die Wirtshäuser leer, / Gäb’s keine Soldaten mehr.
Die Schweinerei ist nun doch einmal Sitte und Brauch. / Gott hat uns Weiber zu Schöpferinnen gesalbt. / Schiebt also trotzig euren geladenen Bauch / Über die Friedhöfe hin. – Und kalbt!
Sonntag, 20 Uhr, Stauerei