„Des Schmerzes der Opfer bewusst“

Nach dem Heer gesteht nun auch die chilenische Luftwaffe, während der Diktatur gefoltert zu haben

BUENOS AIRES taz ■ Nach der chilenischen Marine hat auch die Luftwaffe des Landes anerkannt, Verantwortung an Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktatur (1973–1990) zu tragen. In einer Erklärung akzeptierte die Führung der Luftwaffe die Ergebnisse des Berichts der Nationalen Untersuchungskommission über politische Haft und Folter, wonach während des Militärregimes 28.000 Menschen gefoltert wurden. Wie die Luftwaffe mitteilte, seien für die Menschenrechtsverletzungen die höheren Ränge der Institution verantwortlich.

„Wir sind uns des Schmerzes der Opfer und des Leidens ihrer Familien bewusst, können das Geschehene aber nicht mehr rückgängig machen, da die Folgen dieser Taten auf die Gesellschaft übergreifen und schwere Verletzungen herbeiführen und die Nation spalten“, so die Luftwaffe in ihrer Erklärung. Eine ähnliche Erklärung hatte bereits vor wenigen Wochen das Heer abgegeben. Auch die Marine und die paramilitärische Polizei haben anerkannt, dass Mitglieder aus ihren Reihen gefoltert haben, jedoch haben beide Institutionen die Verantwortung dafür auf fehlgeleitete Soldaten und Offiziere abgeschoben.

Derweil hat der spanische Richter Baltasar Garzón, der Pinochet 1998 in London festsetzen ließ, den chilenischen Obersten Gerichtshof darum gebeten, Pinochet und seine Frau Lucía Hiriart verhören zu können. Garzón will herausfinden, ob es zwischen Pinochets Schwarzgeldkonten bei der US-Bank Riggs und den Ermittlungen wegen Völkermord, Folter und Terrorismus einen Zusammenhang gibt. INGO MALCHER