: Unzufrieden glücklich
Der VfL Bochum zittert sich zum Sieg gegen Eintracht Frankfurt und festigt seinen Platz im oberen Drittel
BOCHUM taz ■ Peter Neururer war nicht zufrieden mit dem Kick. Meist ein Zeichen dafür, dass seine Mannschaft mal wieder ein Heimspiel gewonnen hat. „Wir haben einige glückliche Momente überstanden“, sagte Neururer, „für meinen 50. Bundesligaauftritt beim VfL hätte ich mir ein besseres Spiel gewünscht.“
Das 1:0 gegen die Eintracht aus Frankfurt war tatsächlich so knapp und minimalistisch, wie es sich anhört. Eine Standardsituation reichte. Mal wieder: Ecke Oliseh, Flugkopfball Hashemian. Für den Iraner der zehnte Saisontreffer; für den VfL der 17. nach einem Standard. Hatte sich wohl bis Frankfurt noch nicht rumgesprochen. Dennoch: Sicherheit brachte das Tor nicht.
Der VfL wankte dem Schlusspfiff entgegen. Und gegen die meisten Mannschaften hätte es wahrscheinlich noch den Ausgleich gesetzt. Gut, dass die Hessen quasi ohne bundesligatauglichen Sturm antraten und die von der Bochumer Abwehr ausgeteilten Geschenke nicht annehmen mochten. Gut auch, dass Gästetrainer Willi Reimann zehn Minuten vor Schluss Stürmer gegen Stürmer wechselte. Man kann nicht sagen, dass die Frankfurter alles probiert hätten. „Für die Eintracht wäre mehr drin gewesen“, sagte Neururer.
Die Schwäche seiner Mannschaft mochte er nur teilweise auf eine Grippewelle schieben. Sieben Spieler gingen angeschlagen ins Spiel. Die Gründe lagen woanders: Anton Vriesde konnte Abwehrchef Raymond Kalla nicht ersetzen. Das ungeschickte Zweikampfverhalten in Nähe des Strafraums verschaffte den Frankfurtern mehrere Freistoßgelegenheiten, die Erwin Skela ungewohnt schlampig ausließ. In der zweiten Hälfte gerieten die Bochumer immer mehr unter Druck. „Da war zu viel Hektik“, sagte Philip Bönig, der Probleme hatte, seine Seite dicht zu kriegen. Frank Fahrenhorst, einziger Abwehrspieler mit Überblick sprach von einer „katastrophalen Spielgestaltung“. Das Chaos steigerte sich als der diesmal sehr starke Dariusz Wosz ausgewechselt wurde und festigte sich endgültig als Peter Neururer den Brasilianer Edu für Oliseh brachte. Der Auftritt des Abwehrspielers dauerte nur zehn Minuten ehe er nach drei katastrophalen Fehlern wieder ausgewechselt wurde. Sprachprobleme gab Neururer hinterher als Grund an. Alles verstanden? – Edu soll in der neuen Saison die Nachfolge des nach Bremen wechselnden Fahrenhorst antreten. Dann möglichst länger als nur für zehn Minuten.
Kurz vor der Winterpause lässt sich der Substanzverlust nicht wegdiskutieren. Im Gegensatz zu den desaströsen Auswärtsauftritten schaffen es die Bochumer immerhin, sich in den Heimspielen zusammen zu reißen. Die angenehme Folge: Der VfL ist zu Hause weiter ungeschlagen; das reicht, um in dieser Liga Kurs Richtung UEFA-Cup aufzunehmen. 25 Punkte schaffen ein gutes Polster. Dass die Mannschaft vom Kopf her noch nicht dort angekommen ist, wo sie sich tabellarisch befindet, zeigt die Tatsache, dass immer noch 40 Punkte als oberstes Ziel ausgeben werden; selbst von Trainer Peter Neururer, der sich vor der Saison eigentlich auf Platz acht festgelegt hatte. Wer allerdings solche Spiele wie am Samstag gewinnt, muss auch damit rechnen im nächsten Jahr international zu spielen. Vielleicht wird dann auch die Laune nach Siegen etwas besser. HOLGER PAULER