: Fellflatsch und seine Freunde
Urs Dietrichs „Laren“ tanzen sich durch Absonderlichkeiten übersinnlicher Wesen
Zu brutzelnden Elektroklängen schieben und tänzeln sie über die Bühne des Schauspielhauses, mal Ku-Klux-Klan-verwandt, und dann doch eher eine Bande kichernder Mainzelmännchen: Urs Dietrichs „Laren“ sind beileibe nicht nur die von den Römern so genannten Haus- und Schutzgötter. Sondern eine mäandernde Figurenmischung aus archaisch, spacig und absonderlich.
Zwar enthält die jetzt uraufgeführte Choreografie auch einigermaßen bekannt anmutende Ensembleszenen in klassischem Schwarz vor weißer Wand sowie Duo-Ketten, die trotz ihrer aus Capoeira und Contact Improvisation geschöpften fließenden Dynamik nicht wirklich fesseln. Charakteristisch für diese Produktion aber ist das lustvoll getanzte Spiel mit Illusionen. In zahlreichen Soli zeigen die Ensemblemitglieder (ausgestattet von Katrin Plötzky) ihre Wandlungsfähigkeit, freuen sich an der Aneignung ausufernder Proportionen und plötzlichen Entpuppungen.
Aus stummer Schönheit wird Ekstase, andere Tänzer zerfließen zu lustig zuckenden Fellflatschen. Verglichen mit dem Purismus früherer Dietrich-Produktionen feiern die „Laren“ also eine wahre Kostüm- und Requisitenorgie. Und deren Täuschungsspiele sind Bewegungsanlässe erster Güte. Mit Lust zu Poesie und Aggression verwandeln die zwölf TänzerInnen ihre Körper zu Fäden eines Traumgespinstes, bevor sie schließlich, getrieben vom Klanginferno der „Einstürzenden Neubauten“, von der Bühne fegen. Larenscharen ante portas! Henning Bleyl
Nächste Vorstellungen: 18. und 29. Dezember, Schauspielhaus, jeweils 20 Uhr