: Dienst am Vaterland
betr.: „Demokratie in den Kasernen“, Kommentar von Manfred Kriener, taz vom 30. 11. 04
Prima, der Artikel trifft’s: eine auf Schikane, Demütigung und Hass-Training aufgebaute Armee wie die Bundeswehr ist inhuman und anachronistisch. Lasst die (einfachen) Soldaten ebenfalls an den Menschenrechten und der Demokratie teilhaben, dann wissen sie auch, was sie gegebenenfalls zu verteidigen haben.
KLAUS JERSCHKEWITZ, Ravensburg
Genau! Endlich mal wieder Klartext.
STEFAN WUNDRAK, Garching b. München
Das Misshandeln von Untergebenen mit Stromstößen aus dem Feldfernsprecher ist sicherlich mit nichts zu rechtfertigen. Allerdings muss ich aufs Schärfste widersprechen, wenn von der Nutzlosigkeit von Drill und Disziplin und der „Unmenschlichkeit“ der Ausbildung in der Bundeswehr gesprochen wird. Nur so kann gewährleistet werden, dass Soldaten im Krisengebiet auch bei kritischen Situationen sich zu beherrschen wissen. Wenn man mit einer „Freizeittruppe“ wie es in dem Artikel anklingt in einer Krisenregion oder gar einem Krieg ist, so dauert es nicht allzu lange, und die Truppe ist nicht mehr einsatzfähig. Meine Erfahrung als Vorgesetzter von Rekruten hat mir gezeigt, dass geordnetes Handeln und das Bewältigen von schwierigen Aufgaben nicht ohne Disziplin möglich sind.
Ob die „Kluft“ der Soldaten lächerlich ist oder nicht, ist die falsche Frage. Die Frage sollte eher lauten, ob die Kleidung zweckmäßig ist oder nicht. Im Krisengebiet oder Krieg interessiert niemanden das Aussehen.
Dass das Auf-dem-Bauch-Herumrobben als antiquiert und unmenschlich abgetan wird, zeigt nur, dass der Autor den Sinn dessen nicht verstanden hat. Im Gefecht und auch im Bürgerkrieg (siehe Bosnienkrieg) kann man ja mal versuchen, sich im normalen, aufrechten Gang durch die Kugeln zu bewegen. Lebend kommt man dann allerdings nicht heraus. Der Artikel zeigt, wie sehr der Autor doch die Realität ignoriert. Wenn man keine Kenntnis der wahren Hintergründe hat, dann sollte man davon absehen, einen solchen Artikel zu schreiben. ARNE ROSENOW, Berlin
Ich bin zwar erst drei Jahre bei der Bundeswehr, doch habe ich so manche allgemeine Grundausbildung erlebt, meine eigene als Rekrut, drei weitere als Gruppen- und Zugführer. Dabei war ich in drei verschiedenen Bataillonen stationiert. Nie habe ich die von Herrn Kriener genannten Schikanen erlebt, noch habe ich sie jemals selbst angeordnet bzw. selbst durchgeführt oder mitbekommen, dass andere Offiziere und Feldwebel dies täten.
Die Behauptung, die Bundeswehr sei ein Zufluchtsort unter anderem für Rechtsradikale, ist ein Vorwurf, den ich so nicht stehen lassen kann. In der Bundeswehr wird man nicht zum Rechtsradikalen gemacht, noch werden dort Rechtsradikale toleriert. Die Bundeswehr ist ein Querschnitt der Gesellschaft, und wenn tatsächlich Rechtsradikale Soldaten in der Bundeswehr zu finden sind, so nehmen sie diese Ansichten aus ihrem vorherigen Zivilleben mit. Und dafür kann die Bundeswehr nicht zur Rechenschaft gezogen werden.
Abschaffung des Exerzierens und des militärischen Grußes würden die Bundeswehr demokratischer machen, zeigt, dass er sich über den Sinn und Zweck des Formaldienstes in der Bundeswehr nicht im Klaren ist. Sie dient der Schulung und Selbstdisziplin, dem gegenseitigen Respekt unter den Soldaten, vor allem auch zwischen Vorgesetzten und Unterstellten. So ist der Gruß ein Relikt des mittelalterlichen Rittertums, nicht etwa des Nationalsozialismus. Legt die heutige Gesellschaft denn nicht auch Wert auf Höflichkeit, Ordnung und Disziplin? Oder stehen diese Tugenden etwa der Freiheit und der Demokratie entgegen?
Die Bundeswehr ist kein rechtsfreier Raum. Die Menschenwürde des Soldaten ist stets zu achten, darauf habe ich in meiner Dienstzeit stets geachtet und bin auch so behandelt worden. Jeder Kompaniechef sensibilisiert seine Ausbilder vor Beginn jeder Grundausbildung im Rahmen eines Seminars darauf stets aufs Neue, so wie es die Vorschrift vorsieht. Abschließend will ich anmerken, dass das Fehlverhalten eines oder mehrerer Ausbilder in der Bundeswehr an einem Standort nicht zu rechtfertigen und völlig inakzeptabel ist. Herrn Krieners Absicht, Soldaten, die freiwillig länger Dienst am Vaterlande leisten, als Dumpfnasen und Rechtsradikale abzustempeln und zu behaupten, die Bundeswehr habe keinen Bezug zu einem politischen System, welches sie mittlerweile über 40 Jahre erfolgreich mitverteidigt hat, ist es allerdings auch.
FREDERIK FLÖTHNER, St. Ingbert
Meinungsfreiheit ist eine Grundfeste unserer Demokratie. Und das ist auch gut so. Dieser Artikel hat aber weniger mit Meinungsfreiheit als mit übelster Hetzerei zu tun. Sicherlich müssen die Vorfälle in Coesfeld aufgeklärt und Schuldige bestraft werden. Dass aber anscheinend geifernde Bundeswehrgegner hier unkommentiert ihre Hetzparolen verbreiten und damit aktive wie nicht aktive Soldaten beleidigen dürfen, wirft ein schlechtes Licht auf die Pressefreiheit. Diese sollte nämlich auch eine Darstellung der anderen Seite umfassen. JÖRG HARDENBERG, Hürth
Als seriöse Tageszeitungen kann ich nur solche verstehen, deren Reporter ein Thema sachlich und möglichst objektiv abarbeiten und beschreiben. Doch dieser Artikel erinnert mich eher an gezielte Hetze, eine Gruppe Menschen wird von Manfred Kriener ausgegrenzt und mit Klischees überzogen, dass es nur so kracht. Es wird gnadenlos pauschalisiert.
Sollte die taz den Anspruch einer ernst zu nehmenden und überparteilichen Zeitung wahren wollen, so dürfte sie diese Hetzgebärden gegen einen Teil unseres bundesrepublikanischen Systems, das tief in der Gesellschaft verwurzelt ist und Werte vertritt, meiner Meinung nach nicht ungestraft lassen. Man kann ja schon fast den Eindruck gewinnen, Kriener wäre ein Systemgegner. Und dass eine Zeitung die Normen und Werte ihrer eigenen Verfassung in Frage stellt, die sich im System widerspiegeln, das ist unverantwortlich. Unrecht darf nicht mit Unrecht vergolten werden. Das sollte Manfred Kriener sich mal merken. CHRISTIAN KOSCHATZKY, Westerburg
Die Reaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.