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Archiv-Artikel

Es ist der Echte

Saddam Hussein im Irak festgenommen. DNA-Test bestätigt Identität. Exdiktator hatte sich in einem Erdloch versteckt

BAGDAD/WASHINGTON afp/taz Acht Monate nach der Eroberung Bagdads haben die US-geführten Koalitionstruppen in Irak den früheren Machthaber Saddam Hussein gefasst. „We got him“, sagte der US-Zivilverwalter in Irak, Paul Bremer, am Sonntag in Bagdad. Saddam Hussein wurde demnach am Samstagabend in der Nähe der Ortschaft al-Daur südlich seiner Heimatstadt Tikrit festgenommen. Bremer und der US-Oberbefehlshaber Ricardo Sánchez zeigten in Bagdad ein Video des Gefangenen. Darauf ist der 66-Jährige mit einem Vollbart und wildem Haarschopf bei einer medizinischen Untersuchung zu sehen. Die spektakuläre Nachricht löste in Bagdad Jubel aus; in der westlichen Welt wurde sie mit Erleichterung aufgenommen.

„Das ist ein großer Tag in der Geschichte Iraks“, sagte Bremer. Der „Tyrann ist ein Gefangener“. Jahrzehntelang hätten hunderttausende unter der Hand dieses „grausamen Mannes“ gelitten. „Diese Tage sind jetzt für immer vorbei.“ Zuvor hatte bereits der britische Premierminister Tony Blair die Festnahme Saddam Husseins bestätigt.

Saddam Hussein zeige sich „kooperativ und gesprächig“, sagte Sánchez. Er kommentierte auf der Pressekonferenz in Bagdad die Videoaufnahmen und informierte über Einzelheiten der Festnahme. Laut Sánchez hielt sich Saddam Hussein zum Zeitpunkt seiner Festnahme um 20 Uhr Ortszeit in einem Erdloch versteckt. Das Versteck des 66-Jährigen habe zum Keller eines Bauernhofs gehört.

An dem Einsatz seien rund 600 Leute beteiligt gewesen. Die Spezialeinheiten hätten bei der Festnahme zudem 750.000 Dollar beschlagnahmt. Saddam Hussein sei nicht verletzt worden und bei guter Gesundheit. „Das war ein erschöpfter Mann“, den die Spezialeinheiten aufgegriffen hätten, sagte Sánchez weiter. Offenbar habe Saddam Hussein resigniert. „Lang lebe Irak!“ und „Tod für Saddam!“, schrien etliche irakische Journalisten, als die US-Armee der Weltöffentlichkeit die Bilder präsentierte.

Nach Angaben eines Sprechers der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) führten Spezialkräfte der US-Truppen und der PUK den Einsatz aus. Der Vorsitzende des irakischen Nationalkongresses, Ahmed Tschalabi, sagte, der Expräsident habe keinen Widerstand geleistet. Bei seiner Festnahme habe er noch Zeit gehabt, sich das Leben zu nehmen, dies aber nicht getan. Tschalabi sagte dem von den US-Besatzungstruppen geleiteten irakischen Fernsehen, Saddam Hussein werde vor Gericht gestellt.

Nach Informationen des Chefs des irakischen Regierungsrats, Abdel Asis al-Hakim, wurde die Identität Saddam Husseins durch erste DNA-Tests erwiesen.

In der westlichen Welt wurde die Festnahme begrüßt. „Ich beglückwünsche Sie zu dieser erfolgreichen Aktion“, schrieb Bundeskanzler Gerhard Schröder an US-Präsident George W. Bush. Der Kanzler erklärte, er habe „mit großer Freude“ von der Festnahme erfahren. Saddam Hussein habe „unsägliches Leid über sein eigenes Volk und die ganze Region gebracht“.