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Archiv-Artikel

1,4 Millionen Beschäftigte arbeiten kürzer

ARBEITSMARKT Die Erwerbslosigkeit nimmt im April saisonbereinigt zu. Vor allem in Süddeutschland verlieren derzeit viele Beschäftigte ihre Stellen. Die Kurzarbeiterzahl steigt auf insgesamt 1,4 Millionen

BERLIN taz | Deutschland arbeitet kürzer: 1,4 Millionen Menschen haben inzwischen in ihrem Betrieb die Arbeitszeit aus konjunkturellen Gründen verringert. Zu dieser Schätzung für den Monat April kommt die Bundesagentur für Arbeit (BA) in ihrem aktuellen Monatsbericht. Im Schnitt hätten die Kurzarbeiter ihre Arbeitszeit um ein Drittel vermindert, sagte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise am Donnerstag. Dies entspreche etwa 450.000 Vollzeitstellen.

In der Kurzarbeit verringern Beschäftigte ihre Wochenstunden und erhalten 60 bis 67 Prozent des ausfallenden Nettolohns von der BA erstattet. Die Umstellung auf Kurzarbeit mildert eine Jobmarktsituation, die sich – saisonbereinigt betrachtet – zusehends verschlechtert. So hat sich die Erwerbslosenzahl von März bis April nur um 1.000 auf 3.585.000 verringert. In den vergangenen beiden Jahren hingegen war ihre Zahl noch um bis zu 150.000 zurückgegangen, da es im Frühjahr in Bau und Dienstleistung mehr Arbeit gibt. Bereinigt man die Zahlen um diese saisonalen Effekte, so ergibt sich für den April sogar ein Anstieg der Erwerbslosenzahlen um 58.000.

Die meisten der neuen Joblosen kommen aus einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die wirtschaftlich starken Regionen in Bayern und Baden-Württemberg beklagen im Jahresvergleich sogar den prozentual höchsten Anstieg der Arbeitslosenzahlen, während in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern die Erwerbslosenquoten leicht zurückgingen. So verzeichnete Baden-Württemberg im April einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen um 24 Prozent im Vergleich zum April 2008, in Bayern stieg der Wert um 14 Prozent, in Rheinland-Pfalz um 13 Prozent. In Süddeutschland liegt das Ausgangsniveau der Arbeitslosenquote allerdings um mehr als zwei Drittel niedriger als in den neuen Bundesländern.

Relativ gesehen haben besonders Männer unter der Wirtschaftskrise zu leiden. Im April wurden 12 Prozent mehr erwerbslose Männer registriert als im Vergleichsmonat im Jahr 2007. Diese Steigerung sei die höchste seit April 2003, erklärte der Sozialforscher Paul Schröder vom Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe. Bei den arbeitslosen Frauen hingegen errechnet im Vergleich ein Rückgang von 2,8 Prozent.

Die Grünen erklärten, die geplante Verlängerung des Kurzarbeitergeldes reiche nicht, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren. Sie wollen Transfergesellschaften einrichten.

BARBARA DRIBBUSCH

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