: Bremen mies erleben
betr.: „Vier fallende Vorhänge“, „Rotverhängte Fassade“, „Zwischen Hauptstadt-Fond und ABM“, taz bremen vom 12. und 13.12.2003
Hiermit protestiere ich energisch gegen die geplante Schließung des Schnürschuh-Theaters. Das Schnürschuh-Theater ist das einzige reine Jugendtheater in Bremen und seit 27 Jahren erfolgreich aktiv. Neben dem Gastspielbereich werden 13.000 Jugendliche jährlich erreicht. Wie ich mich öfters mit eigenen Augen anhand der morgendlich vorfahrenden Busse überzeugen konnte, kommen die Klassen aus dem gesamten norddeutschen Raum um Stücke wie Das Tagebuch der Anne Frank, Geheime Freunde, Und morgen die ganze Welt, Creeps, Wunderzeiten und andere zu sehen. Sie sind bereit, Geld und Zeit hierfür aufzuwenden. Viele Bremer Schüler haben durch das Schnürschuh-Theater ihre ersten Theaterkontakte erlebt!
Vom Kultursenator werden nur ein Prozent Einsparungen verlangt. Es ist mir völlig unbegreifbar, warum erfolgreiche, sauber finanzierte Theater deswegen schließen sollen. Eine Diskussion über etwaige Einsparmöglichkeiten fand mit dem Theater nie statt, was ein schlechtes Licht auf die vielerorts von Politikern gegenüber dem Bürger eingeforderte Dialogbereitschaft wirft. (...)
Ich bin empört über Perschaus Pläne. Eine Stärkung des Kinder- und Jugendtheaters muss Ziel Bremer Kulturpolitik sein! Das Konzept einer Kulturhauptstadt darf nicht zu Lasten der in den Stadtteilen mit den Jahren gewachsenen und mit viel Bürgerengagement (das in Sonntagsreden überall gerne gefordert wird) auf die Beine gestellten Kultureinrichtungen gehen. Es muss endlich Schluss sein mit einer absurd-zynischen Sanierungspolitik auf Kosten derjenigen, die sich am wenigsten wehren, in diesem Falle von Kindern.
BERND HÜTTNER