: Schmitts Fragezeichen
Der einstige deutsche Vorspringer hat auch in dieser Saison noch kein befriedigendes Resultat vorzuweisen. Nun hofft er, dass bis zur Vierschanzentournee die alte Leichtigkeit zurückkehrt
VON KATHRIN ZEILMANN
Das Fragezeichen, das derzeit auf Mütze und Helm von Martin Schmitt prangt, soll kein Ausdruck seiner Ratlosigkeit sein, sondern ein Werbegag seines Sponsors. „In Oberstdorf, zu Beginn der Vierschanzentournee, wird ein neues Logo vorgestellt“, sagt Hubert Schiffmann von Schmitts Management. Beim Auftakt der prestigeträchtigen Vierschanzentournee darf man dennoch sicher sein, dass der viermalige Weltmeister aus dem Schwarzwald nicht nur mit neuen äußeren Darstellungsformen für Aufsehen sorgen will – sondern und vor allem mit der erhofften Rückkehr in die Weltspitze. Momentan springt er lediglich im Mittelmaß. Warum das so ist, weiß er selbst nicht so genau. Ist das Fragezeichen auf der Stirn also doch berechtigt?
Nach langwierigen Problemen mit einer Knieverletzung konnte Schmitt die Vorbereitung auf diesen Winter weitgehend schmerzfrei absolvieren. „Deshalb bin ich zuversichtlich“, hatte der 25-Jährige vor Saisonstart betont. Doch die Windlotterie von Kuusamo brachte ihn zunächst auf Platz 20. Das zweite Springen der Saison beendete er zwar als Neunter, doch angesichts der widrigen Bedingungen sei dies kein ernst zu nehmender Wettbewerb gewesen, fand Bundestrainer Wolfgang Steiert: „Das war ein komisches Springen.“
In Trondheim war es eine Woche später Rang 23, beim Weltcup in Titisee-Neustadt jüngst der 22. Platz. Das beweist: Für den einstigen deutschen Vorzeigespringer, der mit zwei Gesamtweltcupsiegen, vier Weltmeistertiteln und einem Olympiasieg mit der Mannschaft lange Sportliebling der Nation war, läuft es nicht rund. Schon im Vorwinter, als er über mittelmäßige Platzierungen nicht hinauskam (allerdings durch Knieprobleme gehandicapt wurde), war alle Leichtigkeit und Souveränität, die Schmitt zu so vielen Erfolgen geführt hatte, verflogen. „Ich habe gelernt, geduldig zu sein“, sagt Schmitt nun. „Ich arbeite weiter an mir.“
Der Weg zurück aufs Siegerpodest gestaltet sich in der Tat schwieriger als erwartet, zumal gerade in diesem Winter das Wetter den Skispringern oft einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. „Eigentlich sollte Martin in Titisee-Neustadt ein paar Sprünge machen und Stabilität gewinnen. Und was war? Wir wollten am Donnerstag trainieren, aber der Wind war zu stark“, schildert Bundestrainer Steiert. Am Samstag wurde der Wettkampf gar wegen zu starker Böen abgesagt, aber auch beim Sonntagsspringen schlug der Wind Kapriolen und sorgte für ungleiche Bedingungen.
Legt sich der Wind, so wollen sich die deutschen Adler im Schwarzwald zunächst auf den Weltcup in Engelberg am nächsten Wochenende und auch schon auf die Vierschanzentournee vorbereiten. Ob Schmitt in Engelberg an den Start geht oder stattdessen weiter trainiert, soll zunächst noch offen bleiben.
Steiert bemüht sich, Schmitt nicht unter Druck zu setzen. Zwar hatte er ihn vor der Saison zum Mannschaftskapitän ernannt, doch das sei nicht mit einer großen sportlichen Erwartungshaltung verbunden. „Martin kriegt von uns Rückendeckung. Er wird seine Platzierungen in diesem Winter noch machen“, versichert der Coach. Schmitt selbst ist da verhaltener: „Ich muss mir eine stabile Form erarbeiten. Wenn ich einmal einen guten Wettkampf hätte, würde mir das wieder Selbstvertrauen geben.“