piwik no script img

Archiv-Artikel

Perfekter Abend mit dem Lieblingsgegner

Achter Kölner Sieg in Folge gegen wacker kämpfende Bonner Baskets. Mit neuem Personal wollen die reichen Domstädter endlich an der Spitze der ersten Basketball-Liga bleiben – und so auch mehr Zuschauer anlocken

KÖLN taz ■ Svetislav Pesic war stolz. „Marko hat sehr gut gespielt“, befand der Superstar der europäischen Basketball-Trainer in seinem schönen Balkan-Stakkato. Marko ist der Sohn des Jugoslawen und in dieser Saison von Alba Berlin zu RheinEnergie Köln gewechselt. Dort sind im Moment alle dauerhaft glücklich, besonders nach dem souveränen 90:68-Sieg der Kölner Energisten im rheinischen Derby gegen die Telekom Baskets Bonn. Damit bleibt Köln Tabellenführer der Basketball-Bundesliga, überhaupt hat sich Bonn als der Lieblingsgegner der Kölner etabliert. Ihnen gelang am Samstagabend schon der achte Sieg gegen die Telekom Baskets in Folge. „Jetzt wollen wir uns da oben festbeißen“, so Marko Pesic. Er und seine Teamkollegen mussten nach dem Prestige-Erfolg eine Ehrenrunde nach der anderen in der Kölnarena drehen.

Bei ihrem achten Saisonsieg lagen die Kölner gegen die tapfer kämpfenden Bonner aufgrund einiger Unkonzentriertheiten in der Defensive zur Halbzeit noch 37:39 zurück. „Zum Glück haben wir uns gefangen und sind wieder zurückgekommen“, sagte Energie-Trainer Armin Andres. Im dritten Viertel legten seine Profis einen rasanten 33:12-Lauf hin, der die Vorentscheidung bedeutete, dabei gelangen Pesic schnell hintereinander zwei Dreipunkte-Würfe. Die Kölner zauberten, Bonn traf überhaupt nichts mehr. Baskets-Trainer Predrag Krunic fiel dazu nur ein, die Verletzung seines Power Forward Aleksandar Nadjeji zu bejammern. „Es war schwer für uns, seine Verletzung zu kompensieren“, sagte er geknickt.

„Wenn wir so weiterspielen, ist Alles möglich“, fand Marko Pesic – „Alles“ ist in diesem Fall wohl der Titelgewinn. Und tatsächlich sieht es so aus, als könne Marko Pesic in dieser Saison die Erfolge, die sein Vater in Köln gefeiert hat, überbieten. Unter Svetislav Pesic‘ Regie wurde Köln 2002 Vizemeister. In der vergangenen Spielzeit gewann Köln zwar den Basketball-Pokal, schied aber schon im Playoff-Viertelfinale aus. Zu wenig für einen Klub, der mit 3,5 Millionen Euro neben Alba Berlin den höchsten Etat der Liga hat. Das offizielle Ziel dieser Saison laute „um den Titel mitzuspielen“, sagt Sportdirektor Stephan Baeck, der in diesen Tagen entspannter denn je wirkt.

Verständlich, denn wie es scheint, haben er und sein neuer Trainer Andres alles richtig gemacht. Mit Terrence Rencher, Geert Hamminks und C. C. Harrison hatten gleich drei Leistungsträger den Klub verlassen, sechs neue Spieler wurden ins Team integriert. Bei der Auswahl der neuen Profis verfolgten Baeck und Andres ein klares Konzept: Jeder Spieler, der ihnen interessant erschien, wurde zunächst für eine Woche zum Probetraining geladen. „So konnten wir sehen, ob der Spieler zu uns passt, er konnte sehen, ob Köln und unser Klub überhaupt seine Sache ist.“

Die Methode hatte Erfolg. Die Mannschaft wirkt schon zu dem frühen Zeitpunkt der Saison sehr homogen: Kapitän Sasa Obradovic harmoniert sehr gut mit Pesic, Flügelspieler Bill Edwards wird jetzt schon als einer der stärksten Spieler der ganzen Liga gehandelt. Besonders begeistert ist Baeck von US-Forward Immanuel McElroy. „Er ist die Seele der Mannschaft, der Motor, der den Fastbreak antreibt.“ Für die Zuschauer ist sehr angenehm: Köln spielt einen schnelleren und attraktiveren Stil als in der Vorsaison, in der sie vom knorrigen Slowenen Milan Minic gecoacht wurden.

Einziges Problem der Kölner Basketballer sind zurzeit die schlechten Zuschauerzahlen. In die Kölnarena kamen zwar am Samstagabend 10.211 Zuschauer, darunter waren aber mehr als 3.000 Bonner Fans. Die Liga-Spiele im Energy-Dome fanden zuletzt zeitweise vor weniger als 2.000 Besuchern statt. Nur durch Erfolg könne dieser Missstand behoben werden, meint Baeck. „Vielleicht geht das ja nur die deutsche Meisterschaft.“ Andres denkt dagegen derzeit nur von Spiel zu Spiel. „Wir genießen den Moment und arbeiten hart für den nächsten.“

CHRISTIANE MITATSELIS