: Udo Voigt: Skinheads für den NRW-Landtag
Gestern wurde Udo Voigt zum Spitzenkandidat der rechtsextremen NPD gewählt. Der Viersener ist Bundesvorsitzender und polternde Stimme der beinahe verbotenen Partei. Seine Zielgruppe: Neonazis und Skins von der Straße
Am liebsten würde er die BRD abwickeln, aber vorher will er noch die NRW-Wahlen gewinnen: Udo Voigt, Bundesvorsitzender der rechten NPD, soll Spitzenkandidat des nordrhein-westfälischen Ablegers bei der Landtagswahl im kommenden Mai werden. Der 52-Jährige steht seit 1996 an der Parteispitze und setzte sich zuletzt für ein taktisches Wahlbündnis mit der DVU ein.
Zwei fanatische Lieben spielen im Leben des Schnauzbartträgers eine Rolle: Die zum „Vaterland“ und die zu Waffen. Mit 16 wird Voigt Mitglied der NPD, später ist er Bundeswehr-Hauptmann. Voigt wuchs im Rheinland in einer nationalistisch gesinnten Familie unweit des Hauptquartiers der britschen Armee auf. Es sei ihm unerträglich gewesen, ständig Besatzungssoldaten zu begegnen, gibt er als Grund für den Parteieintritt an. Außerdem habe er die Ehre der deutschen Soldaten verteidigen wollen.
Seine Reden triefen von der Blut- und Boden-Logik der Nazis, so auch bei seinem aktuellen Propagandathema, der mögliche Türkeibeitritt. Das Land sei mit seinem Bevölkerungswachstum eine Bedrohung für den Fortbestand Europas. Jeder Deutsche solle Widerstand gegen den Beitritt leisten. Seine Nazi-Verehrung brachte ihm in diesem Sommer fast ein Ermittlungsverfahren ein: Voigt hatte in einem Interview mit der rechten Junge Freiheit unter der Schlagzeile „Ziel ist, die BRD abzuwickeln“ aus seiner Bewunderung für Hitler keinen Hehl gemacht. Zweifellos handele es sich bei ihm um einen großen deutschen Staatsmann. Bei den Nürnberger Prozessen hätte die legitime Führung des Deutschen Reiches vor Gericht gestanden.
Voigt ist eine rechte Hetzstimmung auf den Straße am Wichtigsten. Er will die rechten und orientierungslosen Jugendlichen heranziehen. Innerhalb des so genannten „Drei-Säulen-Konzeptes“ der NPD, dem Kampf um die Köpfe, die Straße und die Parlamente, setzt er vor allem auf die Straße. Unter ihm kommt es zunehmend zur Einbeziehung von rechten Skinheads und Neonazis aus den so genannten freien Kameradschaften in die politischen Aktivitäten der Partei. Voigt selbst sieht in der Einbindung von Neonazis in die NPD-Spitze eine „Scharnierfunktion“ zur Bildung einer „Volksfront“. Bei der letzten NRW-Wahl wollten sich dieser rechten Front nur 0,1 Prozent der BürgerInnen anschließen. ANNIKA JOERES