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Archiv-Artikel

Der rechte Integrator

betr.: „Gegen salonfähigen Rassismus“, taz vom 29. 11. 2004

Mit einander und Zusammenleben gelingt am besten, wenn es von möglichst wenig Bürokratie, Ideologie, Missgunst [...] begleitet wird. [...] Dies ist in unserem Viertel Höhenberg-Vingst seit Jahren das gemeinsame praktische Bestreben der Bürgervereine, Kirchengemeinden, Parteien, Moscheen, Initiativen. Daran hatte und hat der Kölner SPD-Parteivorsitzende Jochen Ott (der in den „Frankfurter Heften“ und anschließend im „Kölner Stadt-Anzeiger“ von der „Multikultitralala-Politik der Rot-Grünen“ sprach, „die unseren Städten massiv geschadet“ habe; d. Red.) großen Anteil. Er ist also genau der richtige für den Integrationsausschuss des Rates. Ott, der aus unserem Veedel kommt, weiß, wie es praktisch geht.

[...] Viel nutzt, wenn nachbarschaftliche Hilfe direkt und konkret geschieht. Wir in Höhenberg-Vingst sind stolz darauf, dass wir uns gegenseitig helfen und auch um Hilfe bitten (!), ob Deutsche, Ausländer, Muslime, Christen, Agnostiker. [...] Sehr stolz war ich, als ich sogleich nach Aufstellung von unseren türkischen Mitbürgern über die Schilder von „Pro Köln“ gegen eine Großmoschee informiert wurde. Sofort haben wir sie abgehängt. Hätte Jochen Ott [...] sein Interview nicht geben sollen? Doch. Denn die harte Seite ist die soziale Ungleichheit: Schulbildung, Lehrverträge – hier hapert es. [...] Ott hat die soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt seines Interviews gestellt. Die Realität ist noch härter, als Ott sie mit seinem Beispiel von den türkischen Mitbürgern, die nächtens Lärm machen, darstellt. [...] Der Kern ist die soziale Frage, nicht die ethnische. Ohne Chancengleichheit keine Integration. Dies ist Otts zentrales Anliegen. Er ist kein rechter, sondern der rechte Integrator.

PFARRER FRANZ MEURER, KÖLN

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