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Archiv-Artikel

Die große Schmetterschmiede

VOLLEYBALL Beim VC Olympia werden die besten Junioren eines Jahrgangs gesammelt – ein Projekt, um das Berlin bundesweit beneidet wird

Man stelle sich einmal vor, die deutsche U19-Auswahl kickt in der Bundesliga gegen Bayern München oder Schalke 04 um Punkte. Eigentlich unmöglich – und doch gibt es eine Sportart, in der das so praktiziert wird: im Volleyball. Beim VC Olympia Berlin werden die besten Junioren eines Jahrgangs gesammelt, bei den Frauen und den Männern. „Darum beneiden uns viele andere Sportverbände, vor allem Handballer und Basketballer“, sagt Götz Moser, der Initiator, Macher und Manager des VC Olympia.

Im Volleyball ist das Projekt mittlerweile etabliert. Es wurde 1993 gegründet, um für die erhofften Olympischen Spiele 2000 in Berlin zwei schlagkräftige Mannschaften zu haben. Die Spiele gingen dann nach Sydney, der VC Olympia aber blieb – und wuchs. Vor sieben Jahren folgte der nächste Schritt. Zunächst spielte das Frauenteam erstmalig erstklassig, die Männer folgten ein Jahr später.

Anerkanntes Projekt

In der Bundesliga findet das Projekt großen Anklang. Kein Wunder: „Im Prinzip bilden wir sie ja kostenlos aus“, sagt Moser. Eine zentrale Ausbildungsstätte macht für eine kleine Sportart wie Volleyball durchaus Sinn. „Der Deutsche Volleyball-Verband hat ja nicht die Mittel, es auf viele zu verteilen“, so Moser. Berlin ist dafür der ideale Standort. Dabei geht es nicht nur um die sportliche Ausbildung. Alle Akteure machen bis auf wenige Ausnahmen das Abitur. „Das steht bei mir an erster Stelle“, sagt Moser. So kann jeden Tag trainiert werden, ohne dabei die Schule zu vernachlässigen.

Für das Training ist seit dieser Saison bei den Frauen Han Abbing zuständig. „Hier kann man langfristig arbeiten und etwas aufbauen. Es muss nicht immer nur von Spiel zu Spiel geschaut werden“, sagt er. In dieser Saison zahlte sich die Arbeit besonders aus. Gegen Alemannia Aachen beendeten die Frauen ihre Saison am Sonnabend mit einem 3:2-Erfolg – trotz 0:2-Satzrückstand. Es war mit 11 Siegen die bisher erfolgreichste Saison für ein VC-Olympia-Team. Heraus sprang Platz elf, punktgleich mit dem anderen Berliner Verein, dem Köpenicker SC.

Für Götz Moser hat Abbing großen Anteil an dem Erfolg: „Er hat neue Schwerpunkte gesetzt und neuen Wind gebracht.“ Vor allem im mentalen Bereich hat der Niederländer versucht, sich einzubringen. Doch der Weg mit diesem Team endet jetzt. Im September wird Abbing den nächsten Jahrgang übernehmen – die dann erst 15- bis 16-Jährigen beginnen zunächst in der zweiten Liga, und die Arbeit, Talente zu formen, startet von neuem. Der jetzige Jahrgang wird sich in die gesamte Republik verstreuen.

Gute Zukunftsaussichten

Sorge, keinen Verein zu finden, müssen sie nicht haben. Viele große Namen im deutschen Volleyball wie Frank Dehne und Kathy Radzuweit haben die VCO-Schule durchlaufen und nicht nur den Sprung in die A-Nationalmannschaft geschafft, sondern auch einen Job in den finanziell lukrativen Ligen Italiens, Polens oder Russland ergattert.

Den Sommer werden beide Junioren-Nationalmannschaften noch zusammen erleben: Im Mai steht die WM-Qualifikation an. Die Männer sind schon mitten in der Vorbereitung. Auch die Frauen müssen in die Qualifikation. Sollte die gelingen, hat Trainer Han Abbing noch große Ziele mit seinem Juniorinnenteam: „Wir haben immer den Traum, Weltmeister zu werden.“

Dann aber trennen sich endgültig die Wege der Akteure. Die Spielerinnen hatten sich im Spiel gegen Aachen die Anzahl der Jahre auf die Oberschenkel geschrieben, die sie beim VC Olympia aktiv waren. Bei einigen stand eine Vier oder sogar Fünf. Der Abschied fällt nach so langer Zeit schwer und so flossen nach dem Spiel einige Tränen. Für alle beginnt ein neuer Abschnitt – als selbstständige Leistungssportler. „Da müssen sie auch überleben“, sagt Abbing. Mit der Ausbildung beim VC Olympia sind sie aber bestens darauf vorbereitet. NICOLAS SOWA