: Was blüht uns da?
Botanika hat’s schwer: 120.000 fehlende Besucher und jetzt sind auch noch die Chefs weg
Bremen taz ■ Seit dem Wochenende fehlen der „Botanika“ nicht nur Besucher, sondern auch die Leitung. Umweltressortsprecher Holger Bruns bestätigte Berichte, denen zufolge sowohl Geschäftsführer Gunnar Sprengel als auch Marketingchef Stephan Cimbal in den kommenden zwei Monaten ihre Posten räumen. Bruns Interpretation: „Das ist kein Weglaufen vor den Problemen“ – es handle sich vielmehr um die Wahrnehmung „besserer Angebote“.
In der Tat soll Sprengel federführend bei einem neuen Projekt der Wolfsburger VW-Stadt mitwirken. Ob seine bisherige Stelle neu besetzt wird, ist allerdings unklar. Immerhin macht die Botanika im laufenden Jahr einen Verlust von rund 700.000 Euro. Laut Bruns soll sich nun „bis Weihnachten“ definitiv klären, wie es weitergeht. Die Handlungsoptionen lassen sich schlicht zusammenfassen: Mehr oder weniger Geld reinstecken.
Letzteres liefe auf eingeschränkte Öffnungszeiten hinaus. Will man die Botanika jedoch „reattraktivieren“ (Bruns), müsste man nicht nur die Unzufriedenheiten mit Marketing und Gastronomie angehen, auch die nach Meinung vieler „zu akademische“ Ausrichtung stünde zur Disposition. Die Prognose von rund 220.000 Interessierten pro Jahr – auf deren Grundlage die 15-Millionen-Euro-Investition beschlossen worden war – ist bisher kaum zur Hälfte erreicht: Das laut Eigenwerbung „größte deutsche Naturerlebe-Zentrum“ hatte 2004 nur 100.000 Besucher.
Dieses Missverhältnis legt Parallelen zum „größten Indoor-Erlebnispark Europas“ nahe, der lediglich von einem Drittel der hochgerechneten 1,2 Millionen Space-Begeisterten pro Jahr betreten wurde. Noch näher liegend ist allerdings der Vergleich zum Hannoveraner Regenwaldhaus: Seit der Inbetriebnahme des ambitionierten Projektes im Zuge der Expo wird ständig am Konzept gearbeitet – das gemeinsame Problem“: Der zu hohe Anteil von Hochschulabsolventen, bei der Botanika zwei Drittel. Gebildete allein machen den Kohl jedoch nicht fett.
Hoffnungsschimmer: Der Verein der „Freunde des Rhododendronparks“ um den früheren „Übersee-Café“-Pächter Ullrich Mickan will eine Stiftung auf den Weg bringen – die Rede ist von 20 Millionen Euro Kapital. „Eine attraktive Idee“, sagt Bruns. Allerdings sei sie „noch nicht sehr konkret“. Henning Bleyl