: Neuer Terror in Iraks Hauptstadt
Tote bei Explosion von Tanklaster auf Straßenkreuzung. Saddam Hussein befindet sich im Raum Bagdad. UN-Studie: Fast alle 1990 verschleppten Kuwaiter sind tot
BAGDAD/NEW YORK afp/ap ■ Auf einer belebten Kreuzung im Bagdader Stadtviertel al-Bajaa haben Unbekannte gestern einen mit Sprengstoff beladenen Tanklaster zur Explosion gebracht und zahlreiche Menschen getötet. Das Innenministerium gab die Zahl der Toten mit 10 an, die Polizei sprach von 16 Toten und 15 Verletzten. Sie ging von einem „terroristischen Akt“ aus.
Zum Hergang machten die Behörden abweichende Angaben. Bagdads Polizeichef Sabah Fahed sagte, die Täter hätten den Sprengstoff absichtlich gezündet. General Nuri al-Nuri vom Innenministerium hielt eine ungewollte Zündung für möglich. Das Ziel der Terroristen sei eigentlich die einen Kilometer entfernte Polizeiwache von al-Bajaa gewesen. Die Insassen hätten jedoch vorher die Kontrolle über den Lastzug verloren, der dann beim Zusammenstoß mit einem Pkw explodiert sei.
Unterdessen wurde bekannt, dass sich der an einem unbekannten Ort gefangen gehaltene Saddam Hussein in Bagdad oder Umgebung befindet. Möglicherweise werde er an diesem Ort bleiben, bis der Prozess gegen ihn beginne, sagte gestern Muwafak al-Rubaie, ein Mitglied des irakischen Regierungsrats. Der Regierungsrat veröffentlichte eine Erklärung, in der die Bevölkerung nach der Festnahme des gestürzten Staatschefs zur Versöhnung aufgerufen wird.
Die meisten der über 600 Kuwaiter, die nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait im August 1990 verschwanden, sind nach einem UN-Bericht offenbar getötet worden. Das erklärte UN-Generalsekretär Kofi Annan in dem am Dienstag in New York vorgestellten Bericht unter Hinweis auf neueste Erkenntnisse. „Nach vielen Jahren des Taktierens und Leugnens der früheren Regierung Iraks kommt jetzt die schlimme Wahrheit ans Licht“, sagte Annan. „Die Entdeckung von Massengräbern mit den Überresten von Kuwaitern ist eine grausame und niederschmetternde Entwicklung.“ Annan zufolge sind womöglich sogar alle verschleppten Kuwaiter tot. Die gestürzte Regierung hatte immer erklärt, alle während der Besatzung Kuwaits und dem Golfkrieg 1991 gefangenen Kuwaiter freigelassen zu haben. Eine Kooperation mit Kuwait und internationalen Organisationen wurde verweigert.