LESERINNENBRIEFE
:

■ betr.: „Kirchen fordern christliche Ethik“, taz vom 28. 4. 09

Religion durch die Hintertür

Da haben die Initiative „Pro Reli“ und die sie unterstützenden Kirchen von der breiten Mehrheit der Berliner eine schallende Ohrfeige bekommen, und nun fordern die Kirchen „christliche Ethik“. Das riecht nach Religion durch die Hintertür. In Berlin sind noch ganze 29 Prozent der Bevölkerung Mitglied einer der beiden Kirchen. Diese sollten sich überlegen, ob sie damit noch zu den gesellschaftlich relevanten Gruppen gehören und sich dementsprechend verhalten. ANDREAS EINBERG, Berlin

■ betr.: „In Berlin ist der Teufel los“, taz vom 27. 4. 09

Beweis für Mündigkeit

Das Abstimmungsergebnis bei „Pro Reli“ ist ein eindeutiger Beweis für die Mündigkeit der Bürger! Die Trennung von Staat und Kirche ist „Gott“ sei Dank einen Schritt vorwärts gekommen. Solange Huber und Zollitsch nicht in der Lage sind, ihre eigenen Probleme („Einheit“ der Kirchen) zu lösen, sollten sie sich lieber überflüssiger Kommentare enthalten und vor der eigenen Türe kehren! VOLKMAR MARSCHALL, Frankfurt am Main

■ betr.: „Der Tag der Arbeit in der Krise“, taz vom 2. 5. 09

Mehr als ein Karnevalsumzug

Wenn die Mayday-Parade unpolitisch ist, ist die taz reaktionär. Kinder und Tanzende auf der Demo = unpolitisch. So könnte man das Fazit von Svenja Bergt über die Mayday-Parade 2009 in Berlin zusammenfassen.

Dabei wäre es der taz sicher nicht schwergefallen, mehr Informationen über die europaweit vernetzten Euromayday-Initiativen und die zahlreichen Demonstrationen weltweit zu finden. Schnell wäre dann klar geworden, dass der Euromayday mehr ist als ein bunter Karnevalsumzug. Aufgeschlossenen BeobachterInnen wäre sicher auch nicht entgangen, dass der Mayday die einzige Demonstration an diesem Tag war, auf der zum Beispiel RollstuhlfahrerInnen für mehr Pflege und Mobilität oder MigrantInnen mit einem eigenen Wagen für kostenlose Gesundheitsversorgung stritten, zusammen mit Hartz-IV-EmpfängerInnen, Familien mit Kindern, „Ich“-AGs, SchülerInnen und Punks. ERWIN HEIL, Berlin

■ betr.: „Die Furcht vor der Verdrängung“, taz vom 29. 4. 09

Authentizität bewahren

Als eine der vermutlich letzten eingeborenen Prenzl’bergerinnen sehe ich den Aufschwung in meinem Kiez mit Skepsis. Was vor allem durch jahrelange Sanierungsmaßnahmen und gutes Quartiersmanagement erreicht wurde, täuscht darüber hinweg, dass es sich nur noch eine reiche Klientel leisten kann, hier zu leben. Seinen Charme hat insbesondere mein Wohngebiet, der Helmholtzplatz, tragischerweise verloren.

Ich werde meinem Kiez den Rücken kehren müssen. Den KreuzbergerInnen wünsche ich (mehr) Erfolg dabei, sich ihre Authentizität zu bewahren!

SABRINA RUDOLPH, Berlin