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Archiv-Artikel

Bye-bye, Saunders

Nach Milliardenverlusten durch Boxclever-Deal entledigt sich die WestLB nun doch ihrer schillerndsten Bankerin

KÖLN taz ■ Die Wege der Investmentbankerin Robin Saunders und der Westdeutschen Landesbank trennen sich endgültig. „Saunders wird zum 31. 12. gehen“, hieß es aus banknahen Kreisen. Die WestLB sei zur Zeit noch in „intensiven Gesprächen“ mit der 41-Jährigen. Saunders gilt als Hauptverantwortliche des fehlgeschlagenen Geschäfts mit dem britischen Fernsehverleiher Boxclever, das die WestLB in die schwerste Krise ihrer Geschichte gestürzt hat. Wie es hieß, soll sie durch ein komplettes Neugeschäftsverbot zum Abgang gedrängt worden sein. Saunders erhalte zum Abschied keinen „goldenen Handschlag“, sondern lediglich noch nicht ausbezahlte Boni in Höhe von 1,4 bis 2,8 Millionen Euro.

Die Amerikanerin war 1998 von der Deutschen Bank abgeworben worden. Mit ihrem Engagement wollte die WestLB endlich in der ersten Banken-Liga mitspielen. Zunächst schien die Kalkulation aufzugehen: Alleine im Jahr 2001 soll Saunders’ kaum 30 Mitarbeiter starke Londoner Einheit Principal Finance der Landesbank einen Gewinn von mehr als 180 Millionen Euro beschert haben. Dass ihr Erfolg allerdings hochriskanten Geschäften geschuldet war, die eher einem Glücksspiel glichen und die sonst keine Bank anfassen wollte, interessierte in der Düsseldorfer Zentrale niemanden – solange es gut ging. Dann kam das Boxclever-Desaster.

Doch die in Florida aufgewachsene begnadete Verkäuferin beflügelte nicht nur die ökonomischen Fantasien der WestLB, sondern auch die Formulierungskünste ansonsten staubtrockener Wirtschaftsjournalisten. Vom „Glamourgirl des Londoner Finanzdistrikts“, der „Femme fatale der Londoner Finanzszene“ oder gar der „Antwort der Londoner City auf Claudia Schiffer“ war da zu lesen.

Bereits im Juni war über eine fristlose Kündigung spekuliert worden. Das Boxclever-Geschäft ließ den Verlust der WestLB 2002 auf 1,7 Milliarden Euro hochschnellen. Auch in diesem Jahr ist von fast 2 Milliarden Euro Miesen die Rede. Im Zusammenhang mit dem Boxclever-Deal ermittelt inzwischen die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Untreue. Im Visier der Fahnder sollen neben Saunders der frühere WestLB-Chef Friedel Neuber, sein Nachfolger Jürgen Sengera, Interimschef Johannes Ringel und weitere Manager stehen.

PASCAL BEUCKER