Milošević war eingeweiht

Ex-Nato-Befehlshaber Wesley Clark sagt aus: Serbiens Expräsident wusste über Massaker vorher Bescheid

DEN HAAG ap ■ Serbiens und Jugoslawiens Expräsident Slobodan Milošević war nach Aussage des früheren Nato-Oberbefehlshabers Wesley Clark über Pläne für ein Massaker in Srebrenica vorab informiert. Im Gespräch mit Clark soll er 1995 geäußert haben, er habe den bosnisch-serbischen General Ratko Mladić vor diesem Übergriff auf muslimische Zivilpersonen gewarnt. Dies geht aus den Aufzeichnungen der Vernehmung Clarks hervor, die das Haager Kriegsverbrechertribunal gestern auf seine Webseite stellte.

Clark, einer der Bewerber der Demokraten für die US-Präsidentschaftswahl im November 2004, hatte hinter verschlossenen Türen vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal für Exjugoslawien ausgesagt. Demnach hat Clark als Mitglied einer internationalen Vermittlerdelegation Milošević im August 1995 auf das Massaker angesprochen. Milošević habe seinerzeit erklärt, er habe Mladić davor gewarnt, doch dieser habe nicht auf ihn gehört.

Im Kreuzverhör mit Clark vor dem Haager Tribunal stritt Milošević aber ab, jemals mit Clark über Srebrenica gesprochen zu haben.

Gestern verurteilte das UN-Tribunal den bosnischen Serben Dragan Nikolić wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen nichtserbische Zivilisten zu 23 Jahren Haft. Der Angeklagte hatte sich schuldig bekannt, neun Menschen ermordet zu haben. Nikolić war 1992 drei Monate lang Kommandeur des berüchtigten Lagers Susice bei Srebrenica, in dem hunderte Zivilisten interniert, vergewaltigt, gefoltert und getötet wurden.