nicht verpassen!
: Terror in Berlin

„Tag X“ und „Berlin Mitte“ (ZDF, 22.15 und 23.15 Uhr)

Was passiert, wenn Terroristen heute Bomben an vier zentralen Berliner U-Bahnhöfen zünden? Sehr wahrscheinlich großes Chaos. Denn: Das deutsche Sirenen-Alarmsystem ist aus Kostengründen gestrichen worden, der analoge Polizei- und Feuerwehrfunk ist veraltet und bricht schon bei kleineren Belastungsproben zusammen, die Rettungskräfte sind unzureichend koordiniert, in den Krankenhäusern sind nicht genügend Medikamente vorrätig, ABC-Erkundungsfahrzeuge können biologische Kampfstoffe gar nicht erkennen, die Feuerwehr kann die Entgiftung einer größeren Zahl von Verletzten nicht vornehmen.

Diese anscheinend nicht enden wollende Mängelliste geht der einstündige Film-Interview-Spielszenen-Mix „Tag X“, moderiert von Maybrit Illner, gnadenlos und in allen Einzelheiten durch. Das hat man in dieser Konzentration und mit dieser Entschlossenheit, ein Thema auf die politische Agenda zu bringen, noch nicht im deutschen Fernsehen gesehen.

Was passiert aber, wenn das ZDF das Horrorszenario von mehreren koordinierten Anschlägen mit wenig Geld und noch weniger Fantasie nachstellt? Eine große Peinlichkeit. Die Kamera wackelt, springt und zoomt, um möglichst viel Spannung zu erzeugen. Dass man das heutzutage über schnelle, präzise Schnitte am besten erreicht, scheint noch nicht zum Regisseur durchgedrungen zu sein. Da außerdem weder Bilder von Opfern noch von Tatorten gezeigt werden, muss sich der Horror allein in den Köpfen der Zuschauer abspielen. Zum Glück machen die Spielszenen nur ein Drittel des gesamten Films aus. Aufgezogen wird das ganze übrigens an einer fiktiven „heute“-Sendung, in der Moderator Steffen Seibert live on air von den Anschlägen erfährt. Daraufhin setzt sich die Nachrichtenmaschine des ZDF in Bewegung. Und das – samt Hauptstadtstudio – absolut reibungslos. Die Botschaft: Im Ernstfall müssen wir uns wenigstens um die „heute“-Redaktion keine Sorgen machen.

Im Anschluss diskutiert Illner in „Berlin Mitte“ zum selben Thema mit den Innenministern Günther Beckstein (Bayern, CSU) und Klaus Buß (Schleswig-Holstein, SPD), dem BKA-Präsidenten Jörg Ziercke, dem Präsidenten des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters, sowie dem ZDF-Iran-Korrespondenten Ulrich Tilgner. HPI