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Archiv-Artikel

Emsige Straßenbauer

Friesenspieß fertig – 42 Kilometer Emsland noch schneller

Von CSC

Im westfälischen Ochtrup war stets Schluss mit lustig. Fortan ging es auf der Bundesstraße durchs Emsland. Verkehrskritikern und Umweltschützern war die Autobahnlosigkeit der Region stets eine Freude. Doch weil die zeitaufwendige Lücke die darbende regionale Wirtschaft und vor allem den Fremdenverkehr an der Küste störten, waren sich Staat, Gemeinde und Wirtschaft schon lange einig: Bereits 1966 mit dem Baubeginn der Autobahn 31 sollte auch eine lückenlose Verbindung zwischen Ruhrgebiet und Nordsee geschaffen werden. Doch die Planungen des bereits Ende der 1920er Jahre ersonnenen „Friesenspießes“ zogen sich hin.

Nun haben die emsigen Regionalvermarkter einen Grund zur Freude: Am 19. Dezember und damit einige Monate vor Plan wird das 42-Kilometer lange Teilstück fertig. Zur Eröffnung werden nicht nur Verkehrsminister Manfred Manfred Stolpe (SPD) und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) erwartet – auch 800 Gäste sind geladen. Pünktlich vor den Weihnachtsferien sollen vor allem Touristen aus Nordrhein-Westfalen in einem Rutsch in den Inselurlaub brausen können.

Gefeiert wird damit übrigens auch eine bislang einmalige Zusammenarbeit in der nordwestlichen Grenzregion. Durch eine einzigartige Kollekte bei Kommunen und Privatleuten wurde der Bau der Bahn enorm beschleunigt – der Bund wollte die Trasse eigentlich erst bis 2015 fertig stellen.

Auf Initiative des seit 1991 amtierenden emsländischen Landrates Hermann Bröring (CDU) brachte die Region samt Nachbarregionen insgesamt 53,3 Millionen Euro auf – immerhin ein Fünftel der Gesamtkosten von 250 Millionen Euro, die zur Hälfte vom Bund und zu einem Viertel von Niedersachsen getragen wurden. Unter den Spendern waren zahlreiche niederländische Gemeinden: Über 12 Millionen Euro flossen über die grüne Grenze. Und auch Privatunternehmen beteiligten sich mit acht Millionen Euro am Spendenmarathon Die private Kofinanzierung der Nordseeautobahn gilt als einmalig in der Geschichte des bundesrepublikanischen Straßenbaus.

Auch Emslands Landrat Bröring ist offenbar noch ganz beseelt von der neuen Autobahn. Er spricht gar von der „größten Pionierleistung des neuen Jahrhunderts“. Und glaubt nun, dass sich die Fahrtzeit an die Küste um eine Stunde verkürze; er verrechnet sich ein wenig zu Gunsten seines Lieblingsprojektes: „In der Zeit, die man bisher im Stau gestanden hat, ist man jetzt schon an der Küste“. Verkehrsexperten glauben indes, dass sich die Fahrtdauer nur um höchstens 45 Minuten verringert. CSC