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Archiv-Artikel

Schlechte Stimmung bei der CDU

Die nordrhein-westfälische CDU kommt nicht zur Ruhe: Generalsekretär Reck hält seine Kölner Parteifreunde für „fast krank“. Vertraute von Fraktionsvize Arentz werfen Rüttgers Illoyalität vor

VON ANDREAS WYPUTTA

Nach dem Düsseldorfer Bundesparteitag als gescheitertem Auftakt des Landtagswahlkampfs gehen die Grabenkämpfe in der nordrhein-westfälischen CDU weiter. Angesprochen auf den Kölner Landtagsabgeordneten und CDU-Chef Richard Blömer, rastete Landesgeneralsekretär Hans-Joachim Reck gestern aus: Das Verhalten seiner Kölner Parteifreunde sei „schon fast krank, völlig unakzeptabel“, so Reck live im WDR-Morgenecho. Blömer, gegen den die Staatsanwaltschaft wegen einer Parteispendenaffäre in drei Verfahren ermittelt, weigert sich weiter, auf eine erneute Kandidatur zu verzichten. Er kandidiere „aus Liebe zu Nordrhein-Westfalen“, erklärte er beinahe zynisch, nachdem er von CDU-Oppositionsführer Jürgen Rüttgers zum Rücktritt vom Amt des kulturpolitischen Sprechers der Landtagsfraktion gedrängt hatte.

Rüttgers‘ Generalsekretär Reck steht unter massivem Druck. Parteiintern wird ihm vorgeworfen, er habe Blömers Kölner CDU nicht im Griff. Nachdem Versuche, bereits eine erste Nominierung zu verhindern, gescheitert waren, hatte sich der CDU-Landesvorstand einstimmig gegen Blömer ausgesprochen. Doch der macht munter weiter: Am kommenden Dienstag will er auf dem Kölner CDU-Parteitag um einer erneute Nominierung kämpfen – für Parteimanager Reck eine Katastrophe.

Offiziell gibt sich die Landespartei aber siegesgewiss. „Blömer wird nicht gewinnen“, sagt ein Vertrauter des nordrhein-westfälischen Parteivorsitzenden Rüttgers. Doch der steht selbst in der Kritik. „Tief enttäuscht“ zeigen sich Anhänger des am Dienstag als Vorsitzender der christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) zurückgetretenen Landtagsfraktionsvize Hermann-Josef Arentz, der nach einer Filzaffäre bei der Wahl zum CDU-Bundespräsidium durchgefallen war. Während das Rüttgers-Lager betont, der Vorsitzende hätte Arentz frühzeitig gewarnt, erzählen dessen Vertraute das Gegenteil: Rüttgers habe Arentz vielmehr den Rücken gestärkt, die nordrhein-westfälischen Delegierten zum „Durchwählen“ aufgefordert – den CDA-Chef dann aber fallen gelassen und zum Verzicht auf eine erneute Landtagskandidatur gedrängt. „Illoyal“ sei das gewesen, ist in Düsseldorf zu hören. „Viele fragen sich, ob Arentz nicht zu tief gefallen ist“, sagt ein CDU-Landtagsabgeordneter fast resigniert.

Immerhin fällt Arentz, der vom Energieriesen RWE seit 1992 jährlich 60.000 Euro ohne jede Gegenleistung erhalten haben soll, nicht hart. Dem 51-jährigen Sozialpolitiker, der seit 1980 im Landtag sitzt, steht ab seinem 55. Geburtstag das maximale Ruhegehalt von derzeit 3.600 Euro monatlich zu. Dazu kommt ein Überbrückungsgeld bis zum Erreichen der Altersgrenze – von immerhin 115.000 Euro.