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Archiv-Artikel

Wer verriet Saddam Hussein?

Über die zielführenden Hinweise zur Ergreifung von Iraks Exdiktator kursieren mehrere Versionen. Irakischer Regierungsrat benennt Tribunal. Pipelines zerstört

BERLIN afp/dpa/ap ■ Nach der Festnahme des irakischen Exdiktators Saddam Hussein vor gut einer Woche kursieren verschiedene Darstellungen über die Hintergründe seiner Ergreifung. Nach dem Bericht des britischen Sunday Express wurde Hussein nicht von US-Soldaten, sondern von kurdischen Kämpfern gefangen genommen. Der arabischen Zeitung Al Hayat zufolge soll ein Verwandter Husseins der US-Armee geholfen haben, sein Versteck aufzuspüren. Nach Angaben der New York Times wiederum gelang dem US-Militär der Durchbruch bei der Jagd nach Hussein mit der Festnahme eines engen Vertrauten des Ex-Machthabers. Nach Darstellung der US-Armee hatten US-Soldaten Hussein am 13. Dezember bei einer Razzia südlich von Tikrit festgenommen, als sie ein Erdloch auf einer Farm durchsuchten.

Dem Sunday Express zufolge verrieten Mitglieder des Dschabur-Stammes Hussein an die Patriotische Union Kurdistans (PUK), weil sein ältester Sohn Udai eine Frau aus dem Stamm vergewaltigt haben soll. Laut Al Hayat soll der Verräter dagegen einem Stamm in Husseins Heimatstadt Tikrit angehören und die Belohnung von 25 Millionen Dollar kassiert haben. Bei dem Mann handele es sich um einen „übergewichtigen, glatzköpfigen Playboy“, so Al Hayat. Diese Beschreibung ähnelt der in der New York Times. Die schrieb, die Festnahme eines etwa 150 Kilo schweren Mannes mittleren Alters, der früher einer Sondereinheit Husseins angehörte, habe gut eine Woche später zur Gefangennahme Husseins geführt.

Der irakische Regierungsrat will binnen eines Monats fünf Richter für den Prozess gegen Saddam Hussein benennen. Dara Nurredin sagte gestern, die Berufung der Richter werde mit den höchsten Gerichten abgestimmt. Das Sondertribunal werde drei Kategorien von Verbrechen ahnden: Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen sowie Massentötungen.

Irakische Aufständische haben in mehreren Landesteilen Anschläge auf Pipelines und Benzindepots verübt. Dabei wurden nach Angaben des Ölministeriums mehrere Millionen Liter Kraftstoff verbrannt. Die US-Truppen verstärkten unterdessen mit Razzien in früheren Hochburgen Saddam Husseins die Suche nach Aufständischen.