: „Schön. Nieder mit der Krise!“
Die taz-Initiative „Erlesenes erhalten“ läuft seit drei Monaten – eine Zwischenbilanz
Die Reaktionen: Die taz-Initiative „Erlesenes erhalten“ provoziert Reaktionen – bei den Lesenden genauso wie bei den Autoren, die für einen „extrablatt“-Beitrag angefragt wurden. Der Text von Franz Xaver Kroetz, erschienen zur Frankfurter Buchmesse, polarisierte dabei wohl am meisten. In einem Leserbrief von Nikolaus Dominik aus München heißt es: „Ich fordere Sie auf, das Honorar von 500 Euro für Ihren Extrablatt-Beitrag der Initiative ‚taz-Abos in den Knast‘ zur Verfügung zu stellen, und zwar nicht symbolisch, sondern ganz real. Sie haben das Geld für Ihren Beitrag nicht einmal symbolisch verdient, für diesen uninspirierten Scheiß, das larmorante Gelabere und die pseudo-bayerische Kalauerei!“ Reinhard Bimashofer aus dem österreichischen Mödling dagegen: „Hoch soll er leben, dieser Autor nicht nur symbolischer Größe. Ein dem Herden- oder Hordentrieb der Prominenz Entsagender gewährt uns durchaus realistisch Einblick in den Alltag.Was Du an seichter Behelligung nicht willst, das man Dir zufügt, das füge auch keinem anderen zu – sei den Kolleginnen und Kollegen ins Stammbuch geschrieben.“ Die Schriftstellerin Juli Zeh, die für ihre Vision von der „Ent-Zeitung“ viel Lob erntete, meinte zur taz-Initiative: „Als Werbe-Idee finde ich das übrigens wirklich super. Ich bin sehr für den Erhalt des Abendlands, des Zeitunglesens und der taz. Und das ist eine unprätentiöse und intelligente Weise, für die eigene Zeitung zu werben – indem man eigentlich für den ganzen Branchenzweig wirbt. Schön. Nieder mit der Krise!“
Der Erlös: Mit ihren Kampagnen „Überlegen überleben“ und den Werbeaktionen zum 25-jährigen Bestehen der Zeitung hat die taz seit Herbst 2003 insgesamt 21.000 kostenlose 14-Tage-Probeabos und 24.000 Fünf-Wochen-Kurzabos eingeworben. Seit Anfang Herbst 2004 ruft die taz die frisch gewonnenen Lesenden dazu auf, mit einem dauerhaften Abonnement ihrer taz auch weiterhin Erlesenes zu erhalten. Dazu wurde den taz-Testenden in zwei Briefen nochmals ein Angebot zum Weiterlesen unterbreitet und in der Zeitung selbst mit den Elementen des samstäglichen „extrablatts“ und dem darauf abgestimmten Bestellcoupon für das vollwertige Abonnement geworben. In den vergangenen 12 Wochen sind auf diese Weise 1.401 auf 10 Wochen befristete und 981 unbefristete Abos bestellt worden. Zusätzlich werden gegenwärtig 2.628 tazzen an KurzabonnentInnen geliefert.
Der Preis: Die taz wurde für ihre Initiative „Erlesenes erhalten“ mit dem Award of Excellence des European Newspaper Award ausgezeichnet. „Das ist Anerkennung für unsere wochenlange Arbeit“, sagt taz-Grafikchef Adolf Buitenhuis, „und Motivation für die nächste Initiative.“
Bisher erschienen: Eckhard Henscheid (18. September), Karl Philipp Moritz und Willi Winkler (25. September), Juli Zeh (2. Oktober), Franz Xaver Kroetz (6. Oktober), Michael Rutschky (9. Oktober), José F. A. Oliver (16. Oktober), Michael Jürgs (23. Oktober), Maxim Biller (30. Oktober), F. W. Bernstein und M. Bofinger (6. November), Barbara Kalender und Jörg Schröder (13. November), Mark Twain sowie Feridun Zaimoglu (20. November), Hermann Peter Piwitt (27. November), Martin Mosebach (4. Dezember), Susanne Fengler (11. Dezember).
Was noch kommt: Bis voraussichtlich Mitte Februar gibt es Beiträge von Brigitte Kronauer, Katrin Schmidt, Cees Nooteboom, Jochen Schmidt, Wladimir Kaminer, Franzobel, Karl Kraus, Eva Demski, Klaus Theweleit, Peter Kurzeck und ein gereimtes „extrablatt“ von Thomas Gsella.