: „Nicht nur junge, gutverdienende Schwule“
Ab nächstem Jahr erscheint das neue Gaymagazin „C.G.N.“, das mit Service und Sozialpolitik Leser gewinnen will. Die Blattmacher kommen teilweise vom Wiener Radio-Projekt „Pink Voice“, das ab Januar auch in Köln sendet
KÖLN taz ■ Es rauscht im schwulen Mediendschungel Kölns. Ab Januar geht die Gayradio-Sendung „Pink Voice“ in der Domstadt über den Äther. Einmal wöchentlich können die Lesben und Schwulen über UKW, Kabel oder Internet Aktuelles zu den Themen schwullesbische Emanzipation, Kultur, Gesundheit und Weltnews hören. Auf welcher UKW-Frequenz das aus Wien stammende Radio-Projekt sendet, ist noch nicht geklärt.
„Wir verhandeln noch mit dem Uni-Radio und dem Bürgerfunk“, berichtet Jörg Fischer, einer der Kölner Macher der Hörfunksendung. „Pink Voice“ ist nach eigenen Angaben eine der „erfolgreichsten schwullesbischen Radiosendungen im deutschsprachigen Raum“. Natürlich werden auch lokalpolitische Themen aufgegriffen. „Die Hörer werden nicht den Eindruck haben, sie hörten einen Lokalsender aus dem 5. Wiener Bezirk“, verspricht Fischer.
Gleichzeitig erscheint in Köln Mitte Januar eine neue schwule Monatszeitschrift. C.G.N. ist der Titel des 40-seitigen Hochglanzmagazins im Pocketformat. Herausgeber ist der Chefmoderator von „Pink Voice“, Tommy Schenz. Der umtriebige Medienmacher siedelt demnächst von Wien an den Rhein über. Jörg Fischer von der ehrenamtlichen „Pink Voice“-Redaktion ist gleichzeitig stellvertretender Chefredakteur des neuen Gaymagazins. Mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren geht C.G.N. an den Start und zählt sich selbst damit gleich zu den Marktführern im Kölner schwulen Printbereich.
Der ist seit Jahren heiß umkämpft. Das neue kostenlose Homo-Blatt buhlt derzeit mit dem Lifestyle Magazin rik, der UP-TOWN – beide vom Verlag MATTEI Medien – und mit der seit kurzem ebenfalls im Magazinformat erscheinenden BOX um Leser und Anzeigenkunden. In den letzten Monaten mussten schon mehrere schwule Printprojekte, die seit Jahren auf dem Kölner Markt waren, ihr Erscheinen einstellen. Weder die Zeitung Downtown noch die mehrfach konzeptionell veränderte Queer oder das Magazin Eurogay überlebten den erbitterten Kampf um Werbung.
„Es ist ein Wagnis im nicht unumkämpften Kölner Markt“, gesteht denn auch Jörg Fischer. Wirtschaftlich trage sich das Projekt, weil neue Anzeigenkunden gewonnen werden konnten. Außerdem habe man die Ausgabenseite durch einen hochwertigen und preiswerten Druck niedrig halten können.
Aber C.G.N. habe auch ein anderes inhaltliches Konzept als die anderen Homo-Magazine. Neben den Themen Gesellschaft, Lifestyle und Kultur legen die neuen Blattmacher besonderen Wert auf den Service im Bereich Soziales für ihre Leser. „Für uns gibt es eben nicht nur den jungen, gutverdienenden Schwulen“, erklärt Fischer. Die Sozialpolitik in Deutschland habe auch Auswirkungen auf Lesben und Schwule. „Daher wollen wir auch die Schwulen im Umgang mit dem Ämtern und den Krankenkassen aufklären, damit sie nicht über den Tisch gezogen werden“, so Fischer. THOMAS SPOLERT