: Auf Biomatratzen in Württemberg
Der Gasthof „Rose“ auf der Schwäbischen Alb bietet als Biohotel Naturholzbetten und Vollwertküche mit Tradition
Eigentlich hat sich nicht viel geändert für Familie Tress. Seit sie im Oktober diesen Jahres vom Anbauverband Bioland das Zertifikat Biohotel überreicht bekamen, ist es nur amtlich dokumentiert: In ihrem Gasthaus nächtigen die Gäste nicht auf Resopalmöbeln, sondern auf heimischer Rotbuche. Wer ganz still ist, kann vielleicht den Holzwurm knabbern hören, denn natürlich sind die Betten nicht mit Chemie behandelt, sondern mit Ölen und Wachsen, so wie auch die restlichen Möbel und der Boden in der Gastwirtschaft.
Dass Inge und Johannes Tress mit ihren vier Söhnen Wert auf einwandfreies Material legen, ist auch in der Küche zu sehen. Vollkornspätzle, Biofleisch und selbst gebackenes Brot sind dort selbstverständlich, und zwar schon seit langem. Als der Großvater 1950 aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, beschloss er, seinen Hof nach Demeter-Richtlinien zu führen. Das Know-how dazu hatte er bei französischen Bauern erlangt. So wuchs der heutige Senior Johannes Tress von Kindesbeinen mit dem Gebot des ökologischen Landbaus auf. Der hat sich bewährt. Mittlerweile bekochen zwei seiner Söhne die Gäste. Morgens nach dem Frühstück bietet Inge Tress Energieübungen, die so genannten Fünf Tibeter an, ihr Mann führt die Gäste auf Wunsch durch die schöne Natur der Schwäbischen Alb. Die Gäste kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten und allen Altersgruppen. „Wer erkannt hat, was gut für ihn ist, macht ökologisch Urlaub“, bringt es Tress auf den Punkt.
Natürlich entscheidet nicht der Zufall, welches Hotel sich Biohotel nennen darf und welches nicht. Die Bewerber um das Zertifikat des Bioland-Anbauverbands müssen bestimmte Mindeststandards einhalten, etwa beim Essen. Lebensmittel dürfen nur aus biologisch-dynamischem Landbau stammen. Ausnahmen bestätigen die Regel. So ist konventionelle Cola erlaubt. Fleisch, Gemüse, Eier und Milch dagegen müssen „öko“ sein. Selbst Kräuter und Gewürze dürfen nicht aus der Supermarkttüte ins Essen gegeben werden, sondern sollten möglichst aus dem hauseigenen Garten stammen. Wild sammeln ist ebenfalls erlaubt. Damit die Richtlinien auch eingehalten werden, schickt der Verband mehrmals jährlich Kontrolleure in die Betriebe.
In Europa sind 24 Hotels aus vier Ländern Mitglied im Verein „Biohotels“. Besonders im Süden Deutschlands und in Österreich haben sich bislang Hotels entschlossen, Bioland-Standards umzusetzen. Wer nicht weiß, wie, kann beim Bioland-Verband Seminare besuchen und Mitarbeiter schulen lassen.
Wie die meisten anderen Biohotels auch erhofft sich Familie Tress von der Zertifizierung vor allem noch mehr Gäste, die Wert auf ökologisch korrekten Urlaub legen. „Aber auch der Erfahrungsaustausch in der Gruppe ist wichtig“, so Tress. Die Biohotels bilden ein Netzwerk, wo man sich weiterhilft, wenn es darum geht, Biokosmetik günstig einzukaufen oder Biowaschpulver zu ordern. CHRISTINE BERGER