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Archiv-Artikel

Airbus 380: gut für Pfeffersäcke

betr.: „A 380 landet im blühenden Hamburg“, „Landebahn mit Sicherheitstaille“, „Ackern für Äpfel und Arbeit“, taz vom 7. 12. 04

Der Baustopp gilt für jedes Grundstück! An der Auffassung über die Landebahnverlängerung hat sich auch nichts geändert, die Neuenfelder wollen keine Landebahnverlängerung. Diejenigen, die verkauft haben, haben dies teilweise erst nach einer ungeheuren öffentlichen Schlammschlacht gegen Einzelne getan. […] Zur Information: Die Rechtssituation hat sich nicht (!) geändert. Die Landebahnverlängerung kann nicht erfolgen. Alles andere überprüfen Gerichte. Wir haben in den letzten Monaten schon so viele Ultimaten und Planalternativen vernommen, die alle wieder verschwunden sind. So kann man wirklich behaupten: Hier geht es darum, dass mit Hilfe der Medien (auch der taz) die Öffentlichkeit, die 230 Kläger und der Widerstand glauben sollen, es sei zwecklos. JEANETTE KASSIN, Hamburg

Nach den neuesten „Erfolgsmeldungen“ aus Hamburg: „Jeder stolze Widerstand hat seinen (Kauf)Preis! – und ein echter Hamburger Pfeffersack findet sich immer, der bereit ist, ihn zu zahlen“, musste ich erst noch mal im Internet nachschauen, wie das noch war mit der Geschichte des A 380 in Hamburg.

Gab es da nicht mal einen Alternativstandort in Deutschland in der Diskussion? Ja richig, Laage bei Rostock, gar nicht weit, aber mit viel freiem Raum, wenig Wirtschaftsstruktur drumrum und jeder Menge Leute, die nur froh gewesen wären, wenn ein solches Unternehmen dort seine Erfolgsstory geschrieben hätte. Aber leider, leider ja in Mecklenburg-Vorpommern. Armes großes Bundesland, den meisten eh nur als Mecklenburg bekannt. Da zog es die Chefetage von Airbus nun wirklich nicht hin – oder zumindest hätte sich sicher die Familie geweigert, mit dorthin zu gehen. Also musste in Hamburg, bundesweit, ja sogar bis auf EU-Ebene alles Erdenkliche in Bewegung gesetzt werden, um den Standort Hamburg durch eine eigentlich illegale Zerstörung eines einzigartigen Ökosystems (Süßwasserwatt) unter Einsatz von Milliarden-Haushaltsmitteln für den A 380 zu bereiten. Der notwendige spätere Ausbau der Landebahn, der jetzt einen Landwirt mit dem Verkauf von vier Hektar Land zum zweifachen Millionär machte, war damals eigentlich schon beschlossene Sache, da er die Voraussetzung für die langfristige Arbeitsplatzsicherung in Hamburg darstellte und damit die „gemeinnützige Naturzerstörung“ rechtfertigte.

Aber das ist ja nun alles Geschichte! Wichtig, dass Rostock den Zuschlag nicht erhielt – eingefädelt durch Rot-Grün in Zusammenarbeit der Länder Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen und jetzt, weitere „Kollateralschäden“ kalkulierend, fortgesetzt von der CDU. Konsequent! Der A 380 kann noch so tolle Umweltbilanzen im Vergleich zu konkurrierenden Fliegern aufweisen, was er in seiner „deutschen Geschichte“ an Erblasten auf seine Schwingen geladen hat, das wird er auch bei den höchsten Höhenflügen nicht wieder los! Schade für den Airbus, schade für Hamburg und Neuenfelde, schade für Rostock, schade für ein Stück einzigartiger Natur, schade ums Geld, aber gut für einige wenige Pfeffersäcke in Hamburg, die aus den oberen Etagen selbstzufrieden auf ihr Werk schauen und denken: Und es war gut so. MICHAEL RÜHS, Greifswald