: Reden nach strengen Regeln
RHETORIK Sicherheit an Schulen und Männerquoten in Kindergärten – beim Landesfinale von „Jugend debattiert“ wurde politisch Relevantes diskutiert
3.500 SchülerInnen aus 21 Gymnasien, Gesamt- und Berufschulen haben am diesjährigen Landeswettbewerb von „Jugend debattiert“ in Bremen teilgenommen.
■ Der von der Hertie-Stiftung geförderte Wettbewerb soll das Mitreden und -gestalten in der Demokratie trainieren. Das geschieht auf zwei Altersstufen: Klasse acht bis zehn sowie elf bis 13. Die SchülerInnen diskutieren sich von der Klassen-, über die Schul- und Landes- bis zur Bundesebene. Auf jeder Stufe feilen die Besten in speziellen Trainings an ihren kommunikativen Fähigkeiten.
■ Für die BundessiegerInnen gibt es eine Akademie-Woche samt Einzelcoaching und Alumni-Programm. taz
Kurz zusammengezuckt ist gestern Bremens Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD), als gut 200 SchülerInnen in seinem Amtssitz losgrölten – ein Geräuschpegel, der dort eher selten herrscht. Der Jubel galt den acht TeilnehmerInnen des Landesfinales von „Jugend debattiert“, das am Mittwoch in der Bürgerschaft ausgetragen wurde. Sie diskutierten um die vier Plätze für Bremen beim Bundesfinale in Berlin.
Streng reglementiert ist der Ablauf der Debatten – ähnlich wie bei Parlamentssitzungen, wo „nichts ohne Regeln läuft“, wie Juror Weber erklärte: „Eine knallharte Hierarchie“. Vier SchülerInnen diskutieren ein Thema und vertreten die Pro- oder Kontra-Position. Dazu hatten sie 24 Minuten. Es zählen Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft.
Kontrollen beim Betreten von Schulgeländen war das Streitthema beim Finale der OberstufenschülerInnen. Pförtner, an Schulen in sozialen Brennpnkten gar Ausweiskontrollen, sollten Fremde fern halten. Und so Gewalt, Vandalismus und Diebstahl vorbeugen, argumentierte die Pro-Seite. Die Gegenseite forderte ganz grundsätzlich eine Schule, die zu Respekt erzieht. Probleme gebe es schließlich auch schulintern, nicht nur mit Fremden. Zudem solle die Sozialpolitik die Jugendarbeit stärker fördern. Zum Bundesfinale der Klassen elf bis 13 fahren Lukas Kleen vom Alten Gymnasium, der Eingangskontrollen befürwortete, und Eray Demirtop vom Schulzentrum an der Bördestraße, der dagegengehalten hatte.
Im Finale der MittelstufenschülerInnen wurde die Einführung einer Männerquote beim Kindergarten-Personal diskutiert. Die Pro-Seite – ausnahmslos Jungen – präsentierte ein ausgetüfteltes System aus Männerquote, Boni für Kindergärten mit hohem Männeranteil und einer Imagekampagne für den Erzieherberuf. Schlagwörter wie „Gender Mainstreaming“ kamen ihnen dabei ganz selbstverständlich über die Lippen. Die Kontra-Seite – nur Mädchen – plädierte dagegen für Gehaltserhöhungen, die von ganz allein mehr Männer locken würden. Die Jury überzeugte Michael Geweth vom Schulzentrum an der Schaumburger Straße – der zugab, gegen seine persönliche Überzeugung diskutiert zu haben. „Du bist ideal für den Job des Generalsekretärs“, lobte Weber, „der muss auch immer Dinge vertreten, hinter denen er eigentlich nicht steht“. Mit Geweth fährt Maren Steinert vom Gymnasium an der Hamburger Straße zum Bundesfinale der Klassen acht bis zehn. TERESA HAVLICEK