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Archiv-Artikel

Gegen die Spritschlucker auf den Straßen

Bundesumweltminister Jürgen Trittin will den Druck auf die Industrie erhöhen, verbrauchsarme Autos zu bauen

Von HG

BRÜSSEL ap/taz ■ Die europäische Automobilbranche hat sich verpflichtet, den Benzinverbrauch ihrer Vehikel bis 2010 auf sechs Liter pro 100 Kilometer zu drosseln, um so das Klima zu schützen. Das war bereits 1996. Und seitdem ist wenig passiert. Dem grünen Bundesumweltminister Jürgen Trittin reichen die leeren Versprechen nun nicht mehr. Beim Treffen der europäischen Umweltminister in Brüssel forderte er gestern die Kommission auf, per Gesetz vorzugehen, sollte die Industrie ihre selbst gesteckten Ziele nicht einhalten. Zum Beispiel seien Steuern denkbar.

Von 2008 an sollen nach der Selbstverpflichtung neu zugelassene Autos pro Kilometer nur noch 140 Gramm des Treibhausgases CO2 aus dem Auspuff blasen. Das entspricht einem Verbrauch von sechs Litern bei einem Benziner, von 5,3 Litern bei einem Diesel. Zurzeit liegt der Ausstoß aber noch bei 166 Gramm. Im Schnitt schluckt jeder Benziner 7,1 Liter Sprit, der Diesel 6,2.

„Das Ziel für 2010 ist mit Ach und Krach womöglich erreichbar“, sagte gestern Trittin-Sprecher Michael Schroeren. Darüber hinaus habe die Branche aber zugesagt, zu prüfen, den CO2-Ausstoß bis 2012 noch einmal auf 120 Gramm pro Kilometer zu senken. Das Ziel stehe mittlerweile in Frage. Der europäische Automobilverband ACEA verhandele darüber derzeit mit der Kommission.

Die Brüsseler Behörde bringt das in jedem Fall in die Bredouille. Die in Aussicht gestellte Minderung ist bereits in die europäischen Klimaschutzziele eingerechnet. Die Treibhausgasemissionen sollen in der Union bis 2012 im Vergleich zu 1990 um 8 Prozent gesenkt werden.

Trittin wies darauf hin, dass andere Sektoren den Ausstoß auffangen müssten, wenn sich die Autohersteller nicht beteiligen. Und das dürfe nicht geschehen. Vor allem die deutschen Autobauer haben Probleme, ihren Spritverbrauch zu senken, erläuterte Schroeren. Mercedes und BMW etwa setzten anders als so manches italienische Unternehmen auf den Straßenkreuzer anstatt auf die verbrauchsärmeren Mittelklassewagen. HG