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Archiv-Artikel

Keine Einheit, kein Denkmal. Alles Banane

Ein Debakel in zwei Stufen: Erst brach die Jury, die aus 532 eingereichten Entwürfen für ein nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal 20 Teilnehmer in die engere Wahl nehmen sollte, ihr Auswahlverfahren ab, weil sie die „hohen Anforderungen an dieses einzigartige Denkmal“ nicht erfüllt sah. Dann protestierten zahlreiche Wettbewerbsteilnehmer gegen die Ausstellung ihrer Entwürfe, die seit gestern im Berliner Kronprinzenpalais zu sehen sind. Der Berliner Berufsverband Bildender Künstler warf dem Auslober des Wettbewerbs, der Bundesrepublik Deutschland, zu Recht vor, dass die politische Überfrachtung der Aufgabe mitverantwortlich sei für das Scheitern. Das Denkmal soll nicht nur an die „friedliche Revolution von 1989“, sondern zugleich noch an „Einheitsbestrebungen der vergangenen Jahrhunderte“ erinnern. Jurymitglied Wolfgang Thierse forderte zu Recht mehr Zeit für die Diskussion des Standorts auf der sogenannten Schlossfreiheit in der Mitte Berlins und die Funktion des Denkmals; ebendas hätte der Auslober voraussehen können.

Das Debakel, man sieht es mit Schadenfreude. Denn noch hat fast jedes Denkmal ebenso viel von den Selbstdarstellungswünschen seiner Erbauer erzählt wie von dem Gegenstand, dem es gewidmet sein soll. Schon der gewählte Standort, die Schlossfreiheit in Berlins Mitte, knapp neben dem Phantom Stadtschloss und in Sichtweite der Leere, die der abgerissene Palast der Republik hinterließ, ist ein von repräsentativen Ansprüchen umkämpftes Gelände. Die Bundesrepublik hat an dieser Stelle keine Großzügigkeit bewiesen, was den Umgang mit den symbolischen Vermächtnissen der DDR anging. Das Aushalten der Hinterlassenschaften vergangener Repräsentationssysteme wäre mal ein schönes Zeichen für das Anstreben von Einheit gewesen.

Und dann: ein nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal. Dass Deutschland damit bisher keine positiven Erfahrungen hat, liegt seit Jahrhunderten in seiner Geschichte begründet. Glaubt man, schon wieder stolze Punkte der Identifikation mit seinem Staat schaffen zu müssen. Warum? Weil es sich gezeigt hat, dass Denkmalsorte die touristische Attraktivität der Hauptstadt erhöhen?

Unter den eingereichten Entwürfen begegnen einige dem Einheitsgedenken skeptisch: blühende Landschaften beispielsweise, auf hohen Stelen in große Ferne gerückt, oder gigantische Goldbananen. Ein Blick darauf lohnt sich, verdeutlicht er doch auch, was die Auslober sich da eigentlich gewünscht haben.

KATRIN BETTINA MÜLLER