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Archiv-Artikel

Brustkrebskliniken werben für ihre Therapie

Eine Bochumer Klinik will eines der 50 landesweiten Brustkrebs-Zentren werden und die oft tödliche Krankheit schneller diagnostizieren. Das Krankenhaus ist nun Teil eines landesweiten Programmes

RUHR taz ■ Bei Brustkrebs können Frauen nicht warten. Kliniken im ganzen Land wollen die oft tödliche Krankheit nun schneller erkennen und behandeln. Eine davon ist die Universitätsfrauenklinik Bochum. „Die Patientin muss so schnell es geht ein sichere Diagnose bekommen“, sagt Leiter Arne Jensen. Das von ihm koordinierte „Gynäkologische Qualitätsnetz“ soll ermöglichen, dass eine Patientin noch am Tag der Erstuntersuchung einen Termin in der Klinik erhält und erfährt, ob eine Operation nötig ist oder nicht. „Das ist in der Region einmalig“, sagt Jensen.

Die Bochumer Klinik ist Teil der landesweiten „Konzertierten Aktion gegen Brustkrebs des Landes NRW.“ Im Kampf gegen die oft tödliche Krankheit will das Land die Behandlung von Patientinnen in besonders geeigneten Kliniken bündeln. Die Krankenhäuser in Lemgo und und Minden wurden bereits anerkannt, nach und nach soll ein landesweites Netz von rund 50 qualitätsgeprüften „Kompetenzzentren“ aufgebaut werden. Bisher behandeln über 250 Kliniken in Nordrhein-Westfalen Brustkrebs.

Das vor zwei Jahren begonnene Programm des Landesgesundheitsministeriums will vor allem die Selbstbestimmung der Frauen vergrößern und Ärzte, Psychologen und Selbsthilfegruppen vernetzen. Das Westdeutsche Brustzentrum in Düsseldorf sammelt Daten, arbeitet sie auf und macht sie für alle Beteiligten transparent. Im Rheinland habe die Qualitätskontrolle zu einer Reduzierung von 120 auf 63 Brustkrebs-Kliniken geführt, sagt Guido Tuschen, Geschäftsführer des Westdeutschen Brustzentrums. Häuser mit 10 bis 20 Betten für diesen Bereich hätten Patientinnen abgegeben. „Das ist auch vom Gesundheitsministerium so gewollt“, so Tuschen. In Zukunft solle auf 200 bis- 300.000 Menschen ein Brustzentrum kommen.

Die Universitätsfrauenklinik im Knappschaftskrankenhaus Bochum gehört auch dem Netz des neuen „Disease Management Programm Brustkrebs“ in NRW an. Vernetzt ist die Klinik mit 70 niedergelassenen Frauenärzten. Für die Früherkennung von Brustkrebs zuständig, arbeiten diese dem Krankenhaus mit Informationen gezielt zu. Gemeinsame Fortbildungen sollen die Institutionen noch stärker vernetzen. Außerdem kooperiert seine Abteilung eng mit sogenannten „Psycho-Onkologen“, die den Patientinnen regelmäßig Besuche abstatten und psychisch beistehen. „Bisher mußten Frauen oft tagelang bangen, bis sie die endgültige Diagnose bekamen“, so Jensen.

Jetzt sollen die Ergebnisse nicht nur schneller vorliegen, auch soll sofort mit der Patientin ein Behandlungsplan ausgearbeitet werden. Zusammen mit dem Brustkrebsexperten Henryk Pilch vom Brustzentrum Mainz will man die Frauenklinik in Bochum profilieren und ein ausgezeichnetes Brustzentrum werden. Nach eigenen Angaben hat sie in diesem Jahr 40 Prozent mehr Brustkrebspatientinnen behandelt.

NATALIE WIESMANN