: Islam mit „kirchlicher Struktur“ unvereinbar
Der Innenminister will dem Islam zum Kirchenstatus verhelfen. Die Muslime sind uneins, was sie davon halten sollen
BERLIN taz ■ Islamische Organisationen in Deutschland reagieren zurückhaltend auf den Vorschlag von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), ihren Gemeinden den gleichen Status zu verschaffen wie den christlichen Kirchen. Eine „kirchliche Struktur“ lehne er ab, sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Nadeem Elyas, der taz. Seine Begründung: Dem Islam fehle die hierarchische Struktur, die für einen solchen Körperschaftsstatus notwendig wäre.
Beim Islamrat für die Bundesrepublik begrüßte man den von Schily angeregten Gleichstellungsvorstoß zwar grundsätzlich. Der Vorsitzende Ali Kizilkaya hält eine Organisation nach dem „österreichischen Modell“ hierzulande aber für „nicht machbar“. Dagegen sprächen die dezentralen Verbandsstrukturen des Islam in Deutschland.
Auch von Repräsentanten der jüdischen Gemeinden und der Kirchen bekommt Schilys Idee bislang keinen Applaus. Aus eigener Erfahrung müsse er bezweifeln, dass der andere rechtliche Status für den Islam tatsächlich eine Gleichstellung in der Gesellschaft bringen werde, sagte Zentralratspräsident Paul Spiegel. Die evangelische Kirche wollte sich nicht äußern.
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