Ausgleich, nicht Neid

Theologe: Kirche hat Gesprächsfaden zu Reichen verloren

Bremen/Berlin epd ■ Die Kirche muss sich nach Auffassung des leitenden Bremer Theologen Louis-Ferdinand von Zobeltitz „um der Menschen willen, die kein Hemd haben“ in die politische Diskussion einmischen. Sie müsse sich für Arbeitslose, Flüchtlinge, Ausländer, Behinderte, Kranke, Frühinvaliden, Alte oder Kinder einsetzen, forderte der theologische Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche am Sonntag in einer Predigt im Berliner Dom. Dies müsse geschehen „auch wenn das für Kirche und Öffentlichkeit unbequem ist“.

Er habe den Eindruck, dass die Kirche in der Debatte um soziale Gerechtigkeit den Gesprächsfaden zu den wirklich Reichen – „die weit mehr als 250.000 Euro im Jahr verdienen“ – verloren habe, sagte von Zobeltitz. Diese Leute „sprechen von einer christlich gesteuerten Neidkampagne“, wenn die Kirche für einen sozialen Ausgleich werbe. Dabei gehe es gar nicht darum, den Reichen ihren Reichtum madig zu machen. „Aber unser Auftrag ist es, die im Blick zu behalten, die ohne Hemd sind.“