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: Vorfreude, schönste Freude

Wenigstens zu Weihnachtenwerden sich doch auch Intendantenmal was wünschen dürfen

Auch IntendantInnen haben Adventskalender. Kurz vor Weihnachten stehen sie mit ihren medienpolitischen Wünschen davor und öffnen Türchen um Türchen. Markus Schächter vom ZDF wünscht sich zum Beispiel nichts sehnlicher als ein – nein, kein Brüderchen – aber immerhin einen zweiten Sender. Der designierte ARD-Vorsitzende Thomas Gruber wünscht sich den ARD-Programmdirektor Struve weg. Deshalb sagt er der dpa so schöne Dinge wie, man solle bei nicht ganz so erfolgreicher, aber echt öffentlich-rechtlicher Programmware doch bitte nicht immer „anschließend bestürzt und überrascht feststellen, dass diese Sendungen nicht die große Quote bringen“. Und die von ihren Freien belagerte RBB-Intendantin Dagmar Reim wünscht sich endlich Ruhe im Karton.

Das ZDF immerhin hat sein Brüderchen ja schon fast – 3sat nämlich. Dummerweise handelt es sich um eine Patchwork-Family, bei der neben dem Zweiten noch andere mitreden. Die öffentlichen-rechtlichen Sender Österreichs (ORF) und der Schweiz (DRS) zum Beispiel. Die allerdings, sagt ein Insider, hätten längst nicht mehr das alte Interesse an der „Kulturplattform des deutschen Sprachraums“ und vor allem nicht das nötige Kleingeld, um 3sat weiter auszubauen. Bleibt die ARD. Sie ist erst 1993 bei 3sat eingestiegen, mit eher langen Zähnen damals. Von seinem Fernsehrat, dem höchsten ZDF-Gremium, holte sich Schächter jetzt das Placet, die Diskussion zu vertiefen, „ob und inwieweit 3sat zukünftig auf deutscher Seite vom ZDF in alleiniger Verantwortung betrieben werden kann“. Und weil bald Weihnachten ist, ermuntert der Fernsehrat im schönsten Amtsdeutsch „den Intendanten, mit der ARD in Gespräche einzutreten, um eine einheitliche Haltung der beiden deutschen Träger von 3sat in dieser Frage herbeizuführen“.

Und was macht die ARD? Sie stellt sich erst mal taub. Scheißweihnachten. Vielleicht tröstet es das ZDF, dass Gruber seinen Struve auch nicht so schnell loswird. Der steht also weiter munter von seinem eigenen Adventskalender und wünscht sich „Tagesthemen um 22.15 Uhr“ oder „Politmagazine auf 30 Minuten kürzen“. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Nur was Frau Reim und den RBB angeht – da hat längst jemand die ganze Schokolade geklaut. STEFFEN GRIMBERG