Akademischer Fahrplan

Dohnanyi-Kommission und Modernisierungsgesetz: Hamburgs Hochschulen wurden einem hohen Reformdruck mit scharfen strukturellen Einschnitten ausgesetzt

Nach viel Aufregung im Vorjahr war 2003 für Hamburgs Hochschulen kein großes Jahr der Proteste. Dafür hatte der parteilose Wissenschaftssenator Jörg Dräger mit seinem doppelgleisigen Vorgehen gesorgt. Da wäre zunächst das Hochschulmodernisierungsgesetz, das im Mai die Bürgerschaft passierte und mit dem Dräger das Konstrukt der externen Hochschulräte installierte. Strukturelle und intern umstrittene Einschnitte, so die Idee, sollen künftig nicht mehr von den akademischen Gremien behindert werden.

An der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) setzte der neue Hochschulrat bereits unbeliebte Beschlüsse wie die Reduzierung der Anfängerzahl um ein Drittel um. An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) hat ebenfalls der Rat das Verfahren für die Neuwahl des Präsidenten an sich gezogen. An der Universität Hamburg jedoch zögerte sich die Bildung des Hochschulrats über die gesetzte Frist bis 27. November hinaus. Dräger hatte offenbar Probleme, externe Experten zu finden, die bereit sind, unliebsame Entscheidungen zu verantworten. Schließlich präsentierte der Senator einen Tag vor Weihnachten die noch fehlenden Ernennungen seiner Behörde, darunter mit Haspa-Vorstand Harald Vogelsang und Johann Lindenberg von der Unilever-Spitze zwei Wirtschaftsvertreter.

Neben dieser formalen Reform ging auch die inhaltliche fahrplangemäß vonstatten. Ende Januar präsentierte Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi seine Vorschläge zur Neuordnung der Hochschulstruktur. Der Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) geht es darin an den Kragen. Sie wird von Dohnanyi zwar wegen ihrer straffen Bachelor-Master-Struktur und der hohen Studienerfolgsquote gelobt, soll aber nach einer Fusion mit den Fachbereichen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Uni ihre Eigenständigkeit verlieren.

Ähnliche Konzentrationen empfiehlt der Ex-Bürgermeister für die Bereiche Bauen, Gestaltung und Architektur. Hoch umstritten ist auch der Rat, das Fächerspektrum der Geisteswissenschaften zu halbieren. Kern des Expertenberichts ist die Absenkung der Studienplätze um 18 Prozent. Dräger ließ die Vorschläge monatelang diskutieren, bevor der Senat im Juni die „Leitentscheidungen“ beschloss.

Uni-Präsident Jürgen Lüthje ist zufrieden damit, wie er später sagte. Wurden doch Dohnanyis Empfehlungen zu den Geisteswissenschaften dahingehend aufgeweicht, dass nur noch die Studierendenzahl, nicht jedoch die Professorenzahl reduziert wird. Ungelöst blieben bis Jahresende jedoch die Konflikte um die Auflösung der HWP und die Verlegung der HfBK-Architekten in die City Nord. Die Opfer dieser Sparpläne müssen wohl auf die Neuwahl hoffen. KAIJA KUTTER