alexanderplatz
: Das erste Opfer von Buy-City

Nun hat es die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) Schwarz auf Weiß. Der US-Handelsriese Wal-Mart zieht nicht an den Alexanderplatz. Einen entsprechenden Vertrag mit der WBM hat die Billigkette, die in den USA für ihre bad jobs berüchtigt ist, gekündigt. Und das, obwohl die WBM im Vertrauen in den Ankermieter 70 Millionen Euro in die Rathauspassagen investiert hat.

Kommentar von UWE RADA

Das ist bitter für die WBM. Zumal dann, wenn man sich die Begründung für die Kündigung anschaut. Vorgeschoben nennt deshalb nicht nur WBM-Geschäftsführer Hartmut Moschner den Rückzug. Auch Bezirksbürgermeister und CDU-Landeschef Joachim Zeller versteht die Welt nicht mehr. Noch am 18. Dezember habe Wal-Mart die Bauabnahme durch den Bezirk billigend zur Kenntnis genommen.

Aus welchen Gründen auch immer Wal-Mart sich aus den Rathauspassagen zurückzieht – die ganze Sache hat ihr Gutes, verweist sie doch darauf, dass etwas nicht stimmt am Einzelhandelsstandort Berlin. Und das sogar an einer seiner wichtigsten Lagen: am Alexanderplatz.

Noch vor einigen Jahren galt der Alex als wahre Goldgrube. Der Kaufhof macht hier mehr Umsatz pro Quadratmeter als in jeder anderen Filiale und würde am liebsten sofort erweitern. Auch andere Investoren standen in den Startlöchern, als die Umplanung von der Bürostadt Alex in Richtung Berlins größter Shopping-Meile beendet war. Es war diese Euphorie, in der auch die WBM ihren Kontrakt mit dem US-Riesen geschlossen hat.

Doch bald schon zeigte sich: Am Alexanderplatz herrscht eher Zögern als mutiges Handeln. Die Degewo ließ den Baubeginn für ihre „Banane“ an der Alexanderstraße ein ums andere Mal verstreichen, nun soll ein portugiesischer Investor sein Glück versuchen. Ob er das tut, ist seit dem jähen Wal-Mart-Ende mehr als fraglich.

Als vor zehn Jahren die ersten Skeptiker fragten, ob am Bürostandort Berlin nicht allzu viel auf Sand gebaut sei, hieß es ein ums andere Mal: Ach was! Seit der Pleite der Bankgesellschaft wissen wir es besser. Wann der Crash nun auch den Einzelhandel trifft, ist nur eine Frage der Zeit. Strieders Politik einer Berlin-Buy-City ist schon heute gescheitert.